Auch die Katholische Kirche lehnt Nackt-Scanner am Flughafen ab

"Das widerspricht der Menschenwürde"

Der von der EU-Kommission geplante Einsatz von "Nacktscannern" an Flughäfen stößt in Deutschland weiter auf Widerstand. Auch die Katholische Kirche hat sich nun gegen die Idee ausgesprochen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisierte, eine solche Praxis widerspreche der Menschenwürde.

 (DR)

Dies gelte zumindest ohne konkrete Verdachtsmomente in einem Einzelfall sagte der Freiburger Erzbischof der "Augsburger Allgemeinen". Die Intimsphäre müsse unantastbar bleiben. Je näher ein Eingriff diesem Bereich komme, desto strenger müssten die Anforderungen sein.

Zollitsch sagte, er beobachte allgemein eine "gewisse Sorglosigkeit beim Umgang mit dem informationellen Selbstbestimmungsrecht und bei der Wahrung der Privatsphäre". Er wundere sich immer wieder, "wie viel manche Menschen in der Öffentlichkeit über sich preisgeben". In den meisten Fällen hätten die Menschen aber selbst die Entscheidung, was aus diesem Bereich nach außen gelange.

Polizeigewerkschaften: Überflüssige Debatte
Auch die Deutsche Polizeigewerkschaften halten die Pläne der EU-Kommission zum Einsatz von Nacktscannern auf Flughäfen für überflüssig und sehen keinen Sicherheitsgewinn durch die neue Technik. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, sagte der der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitagausgabe) laut Vorabbericht: "Das Sicherheitsniveau an Flughäfen lässt sich durch Körperscanner sicher nicht verbessern". Die Debatte um die Geräte sei überflüssig und führe dazu, dass die Bevölkerung die Sicherheitspolitik zunehmend als maß- und schamlos wahrnehme.

"Die Zukunft liegt vielmehr in neuartigen Metalldetektoren", sagte der GdP-Chef. Zudem bedürfe es gut geschulten Sicherheitspersonals. Der Trend zu Dumpinglöhnen und Privatisierung an Flughäfen sei gefährlich.

Noch unklar: diverse Auswirkungen
Nach dem Bekanntwerden gestern hatten bereits Innenexperten von SPD, FDP, Linken und Grünen Kritik an dem Vorhaben geübt.

Abgeordnete des Europäischen Parlaments forderten in einem Entschließungsantrag weitere Auskünfte über die Pläne und deren Auswirkungen auf die Menschenrechte, die persönliche Würde und den Datenschutz. Auch medizinische Fragen zur Wirkung der bei den Scannern eingesetzten Strahlen auf Vielflieger und Schwangere sollen geklärt werden.

Mit Hilfe der Ganzkörperscanner sollen Sicherheitskräfte künftig Gegenstände erkennen, die Metalldetektoren kaum aufspüren können. Dabei wird eine virtuelle Nacktaufnahme der gescannten Person erstellt. Getestet wurden solche Maschinen bereits in den USA, den Niederlanden, der Schweiz und Großbritannien.