Zentralrat der Muslime für Prüfung von Mitgliedsverband

Atib unter der Lupe

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland will das Umfeld seines Mitgliedsverbandes Atib überprüfen lassen. Man begrüße nach ersten Gesprächen mit dem Atib-Vorstand, dass dieser einen unabhängigen Wissenschaftler einzusetzen bereit sei.

Zentralrat der Muslime für Prüfung von Mitgliedsverband Atib / © Sergii Gnatiuk (shutterstock)
Zentralrat der Muslime für Prüfung von Mitgliedsverband Atib / © Sergii Gnatiuk ( shutterstock )

So teilte der Zentralrat am Mittwoch in Köln mit. Der Experte solle untersuchen, "inwiefern die Behauptungen einer Verbindung zu den sogenannten Grauen Wölfen und weiteren rechtsextremen Kreisen zutreffend sind".

Die Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa Atib ist Gründungsmitglied im Zentralrat der Muslime in Deutschland und laut Medienberichten bis heute die mitgliederstärkste Organisation des Dachverbands. Das Bundesamt für Verfassungsschutz rechnet im aktuellen Bericht die Atib erstmals den türkischen Rechtsextremisten der Grauen Wölfe zu. Der Atib-Vorstandsvorsitzende Durmus Yildirim wies das zurück. Sein Verband habe sich in der Vergangenheit "bereits mehrmals von einer Zuordnung zu den Grauen Wölfen distanziert".

Politik macht Druck

Atib wie auch der Zentralrat der Muslime kündigten an, das Gespräch mit dem Verfassungsschutz und den zuständigen Behörden zu suchen. Unterdessen macht die Politik Druck. "Wenn der Zentralrat der Muslime weiterhin Gesprächspartner des deutschen Staates sein möchte, muss er sich von der Atib trennen", sagte der innenpolitische Sprecher Mathias Middelberg (CDU) der "Welt" (Mittwoch).

"Ich begrüße es grundsätzlich, dass nun auch die Bundesregierung endlich offen zugibt, dass es sich bei Atib um einen Verband aus dem Spektrum der Grauen Wölfe handelt", sagt die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke. "Die Konsequenz daraus sollte freilich sein, jede auch indirekte Zusammenarbeit mit dieser faschistischen Vereinigung zu beenden." Dies betreffe auch Kooperationen mit dem Zentralrat der Muslime, solange sich dieser nicht von Atib distanziert.

Zuletzt hatte der Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Führungsspitze des Zentralrats der Muslime am Montag vergangener Woche im Ministerium empfangen und die Schirmherrschaft des Marwa-El-Sherbini-Preis für Zivilcourage des Zentralrats übernommen.

Kritik von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände (Bagiv), ein Dachverband von Migrantenselbstorganisationen, übte Kritik an der Zusammenarbeit des Innenministers mit dem Zentralrat. "Herr Seehofer sollte erklären, warum er einerseits sagt, dass Rechtsextremismus das größte Problem ist, aber hier scheinbar bei türkischen Rechtsextremisten einen Unterschied macht", sagte Bagiv-Präsident Ali Ertan Toprak (CDU).

Der Innenminister dürfe die Rassisten und Antisemiten unter den Menschen mit Migrationshintergrund nicht gewähren lassen. "Niemals könnte es sich ein Bundesinnenminister leisten, deutsche Rechtsradikale so zu hofieren. Aber komischerweise stört sich niemand daran, dass Seehofer National-Islamisten hofiert", sagte Toprak. "Diese kulturrelativistische Doppelmoral ist unerträglich."


Quelle:
KNA
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