Astrophysiker Lesch: Digitalisierung ist Gift für die Natur

"Die Natur auch mal in Ruhe lassen"

Der Astrophysiker und TV-Moderator Harald Lesch sieht in der zunehmenden Digitalisierung ein Problem für den Umwelt- und Klimaschutz. Die Digitalisierung würde den Menschen außerdem nicht helfen, sondern lediglich noch mehr Geld generieren.

 (DR)

"Diese Form von technologischer Revolution wird Ressourcen auffressen, vor allem Energie", sagte Lesch am Montagabend beim Diözesanempfang in Würzburg. "So viele Windräder, Biogasanlagen, Photovoltaikanlagen und Solarthermie können wir gar nicht bauen wie auf der anderen Seite verbraucht wird." Allein das Internet verbrauche schon heute nahezu so viel Energie wie etwa die USA oder China. "Energiesparen wäre die Ansage."

Zugleich wandte sich Lesch gegen die Annahme, die Digitalisierung diene vor allem dazu, Menschen zu helfen. "Die zunehmende Digitalisierung ist doch keine Bewegung, um die Welt besser zu machen, sondern alleine und ausschließlich dazu da, noch mehr Geld zu generieren. Sonst nix."

Ökologische Feiertage

Zudem würden Abläufe immer schneller, etwa durch E-Mails oder im Börsenhandel. "Wir haben uns angewöhnt, Prozesse ständig zu beschleunigen. Und Prozesse dieser Art verbrauchen Energie." Lesch, der auch Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München lehrt, schlug zur Entschleunigung die Einführung neuer Feiertage aus ökologischen Gründen vor.

"Einen für die Atmosphäre, einen für den Boden unter unseren Füßen, einen für die Flüsse und einen für das Eis, vielleicht noch einen für den Spaß." Dies müsse aber einhergehen mit der Verpflichtung, an diesen Tagen das Auto nicht zu bewegen und zu Hause zu bleiben. Damit wäre klar: "Wir haben verstanden, dass wir die Natur auch mal in Ruhe lassen müssen."

"Es fehlen Taten"

Der Würzburger Bischof Franz Jung sagte, es mangele nicht an wissenschaftlichen Fakten. "Es fehlen Taten, und es fehlen Konsequenzen, trotz vieler gut gemeinter Papiere." Manche verschlössen immer noch die Augen, "bis hinein in die höchsten Regierungskreise leugnen gar Menschen die harten Fakten der Wissenschaft. Andere wiederum denken, sie könnten gewissermaßen mit der Natur verhandeln, wieder andere setzen darauf, dass schon von irgendwoher eine Lösung kommen wird."

Bei der Ursachenforschung verwies Jung auf die Worte des Papstes, der die Dominanz der Ökonomie und des Geldes sowie das damit verbundene Dogma des Wachstums als Gründe genannt habe. Ein Umsteuern werde nicht ohne Verzicht gelingen, "also auch nicht ohne unseren Verzicht auf der nördlichen Erdhalbkugel und in Europa", so der Bischof vor den rund 1.200 Gästen aus Politik, Gesellschaft und Religion, etwa dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.


Harald Lesch (KNA)
Harald Lesch / ( KNA )

Franz Jung, neuer Bischof von Würzburg / © Julia Steinbrecht (KNA)
Franz Jung, neuer Bischof von Würzburg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA
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