Asiens Bauern spüren den Klimawandel

Fluten, Dürre, Armut

Das zu Ende gehende Jahrzehnt war die wärmste Dekade seit 1850 - so der Meteorologische Weltorganisation beim Weltklimagipfel in Cancún, wo derzeit mehr als 190 Staaten über den künftigen internationalen Klimaschutz verhandeln. Auch 2010 war im globalen Durchschnitt besonders heiß. Asiens Bauern leiden darunter besonders.

Autor/in:
Michael Lenz
 (DR)

Die Reisfelder um das Haus von Sokha im kambodschanischen Takeo sind verdorrt. Der Regen ist ausgeblieben in der gerade zu Ende gehenden Regenzeit. Nun schaut die Bäuerin mit Sorge auf die kommenden Monate. Die Reisfelder sind alles, was Sokha besitzt. Die Reisernte sichert normalerweise die Ernährung der 54-Jährigen und ihrer beiden Enkelkinder, die bei ihr aufwachsen. In diesem Jahr hat sie nichts. Sokha wird Reis kaufen müssen von dem bisschen Geld, das ihre Tochter und ihr Sohn schicken können. Sie arbeiten in Phnom Penh als Näherin und als Taxifahrer.



In der nur 100 Kilometer entfernten Hauptstadt hat es viel geregnet. So viel, dass oft ganze Straßenzüge knietief unter Wasser standen. "Warum regnet es in der Stadt, aber nicht bei uns?", fragt Sokha. "Nichts ist mehr wie früher, als man sich noch auf die Jahreszeiten verlassen konnte." Die Bäuerin ist mit dieser Unsicherheit nicht allein. In Ban Nadeua in Zentrallaos hatten die Bauern mal zu viel, mal zu wenig Regen. "Im Mai hat es gar nicht geregnet", sagt Kham Keo, Zweite Bürgermeisterin des Dorfes. "Im Juni gab es dann etwas Regen, während es im Juli geschüttet hat. Das ist nicht gut für die Saat und die Ernte", klagt die Frau, die Reis, Chili und Ananas anbaut.



"Unser Problem ist die Bodenerosion"

In Nepal, in Birma, in Bangladesch, in Pakistan - wohin man schaut das gleiche Bild: Fluten, Dürren, immer häufigere tropische Wirbelstürme fügen der Landwirtschaft schwere Schäden zu. "Unser Problem ist die Bodenerosion durch schwere Regenfälle und Überschwemmungen. Guter Boden verschwindet", sagt Maung Nyo, ein Bauer aus dem Shan-Staat im Osten Birmas. Während Teile Pakistans in diesem Jahr von einer Jahrhundertflut heimgesucht wurden, leiden andere Regionen unter Wassermangel. "Seit zwei Jahren hatten wir keinen Regen mehr. Der Boden ist ausgelaugt, und das wenige Wasser, das wir noch haben, ist brackig", berichtet Bäuerin Maria Michael aus dem Zentralpunjab.



"Der Klimawandel gefährdet die Nahrungsmittelsicherheit und die Ernährungssicherheit vieler Menschen in Asien", meint Kim Rattana, Leiter der Caritas Kambodscha, die zur "Südostasiatischen Bauernkonferenz" nach Phnom Penh eingeladen hat. Durch Erfahrungsaustausch wollten die Bauern voneinander lernen und Strategien zur Anpassung an den Klimawandel entwickeln. Kim Rattana: "Man kann etwa Feldfrüchte anbauen, die mit den neuen Klimabedingungen besser zurecht kommen. Es gibt Reissorten, Gemüsearten und Getreidesorten, die trotz Trockenheit wachsen." Doch ohne Hilfe ihrer Regierungen und weltweite Maßnahmen gegen den Klimawandel stehen die Bauern auf verlorenem Posten. Die Umstellung auf resistentere Pflanzen oder neue Anbaumethoden kostet Zeit und Geld. Zudem müssen für neue Produkte neue Märkte erschlossen werden.



"Hilfen von der Regierung erhalten wir nicht"

Ein weiteres Problem ist die Agrarpolitik der asiatischen Länder. "Wir müssen wegkommen von den Monokulturen und statt dessen wieder mehr auf Vielfalt setzen, so wie früher", sagt Varikkotil Raman Haridas, Caritas-Landwirtschaftsexperte aus Indien. "Aber jetzt entstehen ja noch mehr und noch größere Monokulturen für den Anbau von Pflanzen für Biotreibstoff. Das unterstützen die Regierungen, wie sie auch auf Betreiben der Chemie-Multis den Einsatz von Chemie fördern. Gleichzeitig müssen wir in Indien Weizen aus den USA und Australien importieren. Das ist lächerlich. Wir könnten den selbst anbauen."



Chemische Düngemittel vergiften nicht nur die Böden und werden vom Regen in Flüsse und Seen gespült. Sie verbrauchen auch große Mengen Wasser. "Um ein Kilo des Düngemittels Urea aufzulösen, braucht man mehr als fünf Liter Wasser. Das wiederum verstärkt das Problem des immer knapper werdenden Wassers", so Haridas.



Die pakistanische Bäuerin Maria Michael hat ihren Anbau von Mais und Gemüse bereits auf organische Methoden umgestellt. "Hilfen von der Regierung erhalten wir nicht. Die hat kein Interesse an der Förderung organischer Landwirtschaft", sagt sie und fügt bitter