"Aschermittwoch der Künstler" mit Kardinal Meisner - Predigt, Segen und Fastenhirtenbrief hier

"In der Fastenzeit auf Wahrheitssuche gehen"

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat dazu aufgerufen, den Glauben in den Mittelpunkt des alltäglichen Lebens zu stellen. Nicht Erfolg oder Selbstverwirklichung seien die Kriterien für ein geglücktes Leben, sondern die Suche nach der göttlichen Wahrheit, sagte er in einem Gottesdienst zum Aschermittwoch der Künstler in Köln. "Ein Mensch, der nach Wahrheit strebt, kann sich dem Herrn auf Dauer nicht verschließen", so der Kardinal.
In seinem Fastenhirtenbrief erinnert Meisner an die Evangelisierung als "eine Grundpflicht des Volkes Gottes".

 (DR)

Besonders Künstler und Wissenschaftler sollten "Mitarbeiter der Wahrheit" werden, forderte Meisner in seiner Predigt. Mit ihren Werken und Erkenntnissen könnten sie dazu beitragen, dass die Weltanschauung umfassender werde. Damit dienten sie den Menschen und Gott. "Wer die Wahrheit sucht und wer ihr Gestalt gibt in der Kunst, wird immer auch ein Betender sein."

Vorbild Edith Stein
Durch die Medien werde die Gesellschaft heutzutage mit Wissensangeboten überschüttet, kritisierte der Kölner Kardinal. Damit werde den Menschen vorgegaukelt, dass es zahlreiche Wahrheiten gebe.

Auch richteten viele ihr Wahrheitsempfinden nach der Mehrheitsmeinung aus. "Wahrheit aber ist nicht relativ. Sie ist oder sie ist nicht", sagte der Kardinal. Als Vorbild für ein wahrhaftiges Leben im Glauben nannte Meisner die Heilige Edith Stein (1891-1942). Sie sei stets auf "der unerbittlichen Suche nach der Wahrheit" gewesen. Die vorösterliche Bußzeit sei für alle Menschen eine gute Gelegenheit, dies im eigenen Leben zu verwirklichen.

Im Anschluss an den Gottesdienst waren Kirchenvertreter und Künstler zu einem Empfang geladen. Den Festvortrag hielt der frühere Direktor des Diözesanmuseums im Erzbistum München und Freising, Peter B.
Steiner, unter dem Titel "Glaubensästhetik - Wie sieht unser Glaube aus?". Im Mittelpunkt stand die Beziehung von Glauben und Kunst.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf Anregung von Paul Claudel in Paris zum ersten Mal ein "Aschermittwoch der Künstler" ins Leben gerufen. Der mit Claudel befreundete zeitgenössische Kölner Stadtdechant Dr. Robert Grosche griff diesen Gedanken auf und regte eine ähnliche Initiative für Köln an. Die Idee setzte Erzbischof Josef Kardinal Frings in Köln 1950 erstmals um. Seitdem treffen alljährlich Bischof und Künstler zu einer religiösen Standortbestimmung zusammen. Weltweit findet der Aschermittwoch der Künstler in über 100 Städten statt. Ziel ist eine religiöse Standortbestimmung der Künstler, die Begegnung mit dem jeweiligen Bischof und der Künstler untereinander, das fürbittende Gedenken für die im vergangenen Jahr verstorbenen Künstler und (in Köln seit 1953) das Setzen kultureller Schwerpunkte.