Pontifikalamt in der Kölner Basilika Sankt Aposteln

Aschermittwoch der Künstler in Köln

Beim "Aschermittwoch der Künstler" hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki auf die öffentliche Dimension des christlichen Glaubens hingewiesen.

Kardinal Woelki an Aschermittwoch in St. Aposteln / © Nicolas Ottersbach (DR)
Kardinal Woelki an Aschermittwoch in St. Aposteln / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Sieben Wochen ohne Schokolade, Süßigkeiten, Chips, Handy oder Auto. Mit Aschermittwoch beginnen die Fastenwochen. Gerade in den sozialen Medien wird fleißig gezeigt und diskutiert, wer auf was verzichtet. Beim kostenloser Online-Dienst Instagram, bei dem Fotos und Videos geteilt werden, finden sich am ersten Tag bereits 11.430 Beiträge zum Hashtag #Fastenzeit. Doch braucht die Fastenzeit diese Öffentlichkeit?

Dieser Frage ging am Aschermittwoch Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki in seiner Predigt in der Kölner Basilika Sankt Aposteln nach. "Worüber sollten wir lieber schweigen und wovon der Welt erzählen? Was zeigen wir und was verbergen wir."

Hinweise im Evangelium

Wie gläubige Christen mit dem Fasten umgehen – aber auch, wie sie beten oder Almosen geben sollen, das werde im Matthäusevangelium (Mt 6,1-6.16-18) deutlich: "Im Evangelium des heutigen Tages gibt Jesus einige ganz konkrete Hinweise." Das Beten, Almosengeben und das Fasten gehörten nicht auf das "Tablett der Öffentlichkeit", um dann besonders fromm, gottgefällig und gut zu erscheinen. "Das Gegenteil erwartet der Herr". Es gehe nicht darum, dass der Fastende Anerkennung bekomme, sondern dass die Beziehung zu Gott wieder in ein neues Licht gerichtet und intensiver werde. Dies sollte "leise" geschehen. Das sei vergleichbar mit der partnerschaftlichen Beziehung oder der Freundschaft. Auch dort brauche es einen Ort der Zweisamkeit, wo es nur die beiden Personen etwas angehe.

Auch wenn das Evangelium dazu aufrufe, im Verborgenen zu fasten, sei das keine Aufforderung zum Rückzug aus der Welt. "Wenn ich faste und mich währenddessen freudig zeige und mein Haupt salbe, dann strahlt auch im Fasten die Freude des Evangeliums aus mir heraus und wirkt", sagte Woelki. Er verglich den Glauben mit der Kunst, die ebenfalls stets etwas sehr Persönliches sei und dennoch im Öffentlichen stattfinde.

Laut und deutlich bei Menschenrechte und -würde

Kardinal Woelki verdeutlicht auch, dass es Situationen gebe, wo man sich "laut und deutlich" bzw. öffentlich zu Beziehungen und zu Gott bekennen solle, nämlich da, "wo es darum geht andere zu schützen, die keine Stimme haben, die so schwach und so klein sind, dass man sie überhört". Es sei da wichtig, "wo das öffentliche Zeugnis nicht unserer Selbstgefälligkeit dient, sondern der Verdunklung des Glaubens entgegentritt". Christen sollten sich da einmischen, wo Menschenrechte und Menschenwürde bedroht seien.

Auch dürfe sich Kirche nicht nur um ihr Inneres kümmern, sondern müsse in die Gesellschaft wirken. "Wir wissen darum, dass wir als Christen keinen Sakristei-Christentum frönen dürfen." Das habe man vor 70 oder 80 Jahren schon mal versucht. "Das dürfen wir nicht mitmachen, auch wenn heute von manchen gefordert wird: 'Da soll sich doch die Kirche bitte heraushalten.' Oder 'Das ist die Sache der Politik.' Oder 'Das ist die Sache der Medien.'" Darauf antwortet Kardinal Woelki mit einem klaren "Nein". Da, wo es um den Menschen gehe, da sei es immer auch die Sache der Kirche.

Auch am Nachmittag am Schluss der Akademie zum Aschermittwoch schlug Kardinal Woelki ernste Töne an. Mit Bezug auf die Ausstellung „Texturen der Apokalypse“ des Künstlers Manuel Schroeder gab er zu bedenken, dass für viele Menschen im Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika die Apokalypse (Weltuntergang) täglich Realität ist. Die Flüchtlingsbewegung nach Deutschland sei da ein kleiner Vorgeschmack. Besorgt schaute er auch auf die atomaren Aufrüstungsbestrebungen der USA. „Apokalypse now ist durchaus möglich.“

(dr)

domradio.de übertrug am Aschermittwoch das Pontifikalamt aus der Basilika Sankt Aposteln in Köln mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Es sang der "figuralchor köln" unter der Leitung von Richard Mailänder. An der Orgel: Vincent Heitzer.


Quelle:
DR