ARTE begleitet die Regensburger Domspatzen

Mit Handy und Kyrieeleison

Von September 2007 bis August 2008 begleitete der Filmemacher Matti Bauer den Chornachwuchs beim Üben und bei Konzerten. Für den Dokumentarfilm "Domspatzen. Ein Jahr mit Deutschlands ältestem Knabenchor" stellt er vier Jungen in den Mittelpunkt.

Autor/in:
Heide-Marie Göbbel
 (DR)

Wer Regensburger Domspatz werden möchte, muss das elterliche Nest früh verlassen. Für die zehnjährigen Jungen sind die ersten Tage ohne Familie oft so schlimm, dass sie versuchen, in jeder freien Minute zu Hause anzurufen. Die Aufnahme im katholischen Internat der Domspatzen ist zwar freundlich, die Ausbildung aber hart.

Seit über 1.000 Jahren pflegen die Domspatzen den liturgischen Gesang. Doch nicht alle, die sich bei dem berühmten Chor beworben haben, schaffen die Aufnahme in den großen Konzertchor, der weite Reisen unternimmt und im Fernsehen präsent ist. Der kleine Marco zum Beispiel hat großes Heimweh und bricht oft in Tränen aus.

Er legt das Handy kaum aus der Hand und verabredet mit seiner Mutter, erst einmal bis Weihnachten durchzuhalten. Johannes dagegen geht alles viel zu schnell, und Peter scheint ein Glückskind zu sein. Ihm fliegt alles zu, ohne dass er sich darum bemühen muss, während Klassenprimus Maxl oft vor unerwarteten Schwierigkeiten steht.

Schattenseiten der disziplinierten Internatsausbildung
Manchmal gebe es Momente, wo man durch Gesang und Ausdruck weggehoben werde, wo sich Zeit und Raum auflösten - und das merkten die Kinder auch, meint Chorleiter Roland Büchner. Er selbst durfte nicht zu den Domspatzen, obwohl die Lehrer darum baten. Er war sehr unglücklich über diese Entscheidung seiner Eltern und verzieh sie ihnen erst beim Amtsantritt als Domkapellmeister. Die vier Chorleiter der Domspatzen begleiten die Jungen von den ersten mühevollen Gesangsübungen mit dem "ü" in "viele Kühe machen Mühe" bis zum feierlichen Bittruf "Kyrieeleison" in der Messe. Sie hoffen auch, dass der Film dazu beiträgt, dass Mütter wieder Schlaflieder für ihre Kinder singen und so die Grundlagen für das aktive Singen legen.

Der Gesang der Domspatzen bringt manche Saite bei den Zuschauern zum Klingen. Doch wer Bauers anrührende Dokumentation genauer verfolgt, sieht auch die Schattenseiten der disziplinierten Internatsausbildung, die viele Jahre der Kindheit kosten kann.

Hinweis: "Domspatzen". Ein Jahr mit Deutschlands ältestem Knabenchor. Dokumentation von Matti Bauer. Arte, Di 16.12., 22.55 -
0.25 Uhr.