Apps werben um die Gunst spendenwilliger Menschen

Mit einem Klick Gutes tun

Die Vorweihnachtszeit ist auch Spendenzeit - und Spenden über Smartphone-Apps boomt. Oft muss man dafür gar nicht ins eigene Portemonnaie greifen. Als Nutzer den Überblick über die verschiedenen Angebote zu behalten, ist aber gar nicht so einfach.

Autor/in:
Pat Christ
 (DR)

Spenden, ohne einen Cent auszugeben - das klingt gut. Die Bamberger Spenden-App "Smoost" macht's möglich: Gespendet wird, indem man via Smartphone den Prospekt eines lokalen Händlers durchblättert. Die Werbung generiert Einnahmen - ein Teil davon geht an gemeinnützige Vereine und Organisationen. Im Schnitt fließen dabei fünf Cent an eine soziale Institution.

"Smoost" steht nicht alleine da - auch zum Beispiel die Malteser, die Johanniter, das Deutsche Rote Kreuz, Reporter ohne Grenzen und viele andere ziehen so willige Spender an. Die Bedingung: "Alle Vereine oder Projekte müssen als gemeinnützig anerkannt sein", sagt "Smoost"-Sprecher Tim-Niklas Kubach.

Spendenexperten begrüßen Apps

Jedes Projekt, so "Smoost", wird nach der Anmeldung auf der Plattform einzeln geprüft, bevor es freigeschaltet wird. Ebenso wichtig ist für Kubach der Datenschutz. Smoost gebe keine Daten an Dritte weiter, auch seien Datenverkäufe ausgeschlossen. "Die Daten der User und auch die der Vereine sind bei uns komplett geschützt."

Spendenexperten begrüßen solche Apps. "Sie haben das Zeug, gerade junge Menschen an das wichtige Thema Spenden heranzuführen", sagt Burkhard Wilke vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI). Spenden-Apps generieren in fast allen Fällen jedoch nur sehr kleine Beträge von den Nutzern. Deshalb sollten sie nicht den Eindruck erwecken, das eigentliche Spenden ersetzen zu können, sagt Wilke.

"Nate" aus München ging zu Jahresbeginn an den Start. In diesem Fall spenden Firmen dafür, dass ihre Anzeigen via App auf Handybildschirmen, die eigentlich für Werbung gesperrt sind, erscheinen. Der Handynutzer entscheidet, wie oft er die Werbung sehen möchte. Auch hat er Einfluss darauf, ob für Kinder, Umwelt- und Tierschutz oder für die Katastrophenhilfe gespendet werden soll. Dass es heute 20 Mal so viele Smartphone-Nutzer wie hungernde Kinder gebe, brachte Berliner Handyfans auf die Idee, die App "ShareTheMeal" zu entwickeln. Nutzer spenden täglich, wöchentlich, monatlich oder einmal im Quartal 40 Cent über ihre Kreditkarte oder PayPal. Mit 40 Cent könne ein Kind in einem Entwicklungsländern einen Tag ernährt werden.

App zunächst überprüfen

Wer über Apps spenden möchte, sollte sich zuvor informieren, wie hoch der Unterstützungsbetrag ist, den man mit einem Online-Kauf oder dem Konsum eines Werbespots freisetze, rät Spendenexperte Wilke vom DZI. "Auch sollte deutlich werden, wie die Plattform sicherstellt, dass nur vertrauenswürdige Organisationen oder Projekte die Spenden erhalten." Nicht zuletzt sollte man erfahren, wie viel Prozent der Erlöse für den Betrieb des Spendenprojekts einbehalten werden. "Wenn alle diese Punkte nicht mit einem kurzen, einfachen Blick beantwortet werden können, sollte man die Plattform verlassen." Dann nämlich mache es mehr Sinn, direkt einer vertrauenswürdigen Organisation zu spenden.

Laut Deutschem Spendenrat spenden inzwischen 1,8 Prozent aller Menschen virtuell. Auf diese Weise kommen jährlich rund 100 Millionen Euro zusammen. Der größte Teil deutscher Spenden von 5,5 Milliarden Euro jährlich wird aber weiterhin auf konventionellem Weg generiert.

Positive Gefühle

Auch der Spendenrat betont, dass die Apps unterschiedlich transparent seien. Insgesamt werde die Entwicklung jedoch begrüßt. Menschen unter 40 Jahren, die derzeit noch kaum spenden, könnten so als Unterstützer sozialer Organisationen gewonnen werden.

Als positiv werde vor allem der "Spaßfaktor" gesehen, sagt Daniela Felser, Geschäftsführerin des Spendenrats. Über Apps zu spenden, ohne selbst finanziell belastet zu werden, wecke positive Gefühle. Dies komme gerade Menschen zugute, die sich von Schockbildern aus Entwicklungsländern oder moralischen Appellen auf riesigen Werbeplakaten eher abgeschreckt fühlten.


Quelle:
epd