Abschluss des G20-Religionsforums in Bologna

Appell zu mehr Solidarität

Zum Abschluss des interreligiösen G20-Forums haben Glaubensvertreter und Politiker zu mehr Kooperationund Hilfe für Unterdrückte und Verfolgte aufgerufen. Bolognas Kardinal Matteo Zuppi appellierte an die Solidarität mit Benachteiligten.

Die geöffneten Hände einer Frau beim Gebet / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Die geöffneten Hände einer Frau beim Gebet / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi betonte am Dienstagabend in Bologna, Religionen dürften nicht für materielle oder politische Ziele instrumentalisiert oder zur Rechtfertigung von Gewalt benutzt werden. "Religion ist Liebe, und ihre Prinzipien sollten mit Festigkeit und Nächstenliebe verteidigt werden, nicht mit Leid und Terror", so Draghi.

Kardinal Zuppi ermuntert zur Solidarität

Sein Vorredner, Bolognas Kardinal Matteo Zuppi, rief jeden einzelnen auf, seine individuellen Entscheidungen am Leiden des Anderen auszurichten. "Nur wenn wir den Einen schützen, sind wir alle geschützt", appellierte Zuppi. Auch Roms Oberrabbiner Riccardo Di Segni bekräftigte, dass Heilen die Pflicht eines gläubigen Menschen sei.

Der koptische Generalbischof für Großbritannien Anba Angaelos wies darauf hin, dass religiöse Verfolgung kein seltenes, sondern ein globales Phänomen sei. Die libanesische Pastorin und Präsidentin der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen Najla Kassab bekräftigte, dass das Forum nicht das Ziel habe, Macht zu gewinnen. Im Fokus stünden die Ohnmächtigen und Unterdrückten.

Das dreitägige Treffen in Bologna unter dem Motto "Zeit zu heilen" wurde organisiert von der italienischen G20-Präsidentschaft. Rund 370 Religionsführer und Regierungsvertreter, Diplomaten und Experten aus 70 Ländern waren hierfür angereist oder per Video zugeschaltet.

In 32 Arbeitssitzungen berieten die Teilnehmer sowohl über die Folgen der Covid-19-Pandemie als auch über Wunden durch bewaffnete Konflikte, religiöse Verfolgung und den Klimawandel mit Blick auf die bevorstehende UN-Klimakonferenz 2021 (COP26) im November in Glasgow. Das kommende interreligiöse G20-Forum soll in Indonesien stattfinden.

Botschaft von Papst Franziskus

Papst Franziskus hatte in einer Botschaft an die Teilnehmer dazu aufgerufen, gemeinsam gegen "religiösen Analphabetismus" zu kämpfen, der alle Kulturen durchdringe. Zugleich warnte er vor einem weltweiten "schädlichen Klimawandel" bei den Religionen.

Kardinal Gualtiero Bassetti etwa hatte in einem Forum zum Mittelmeerraum davor gewarnt, religiöse und kulturelle Spannungen wachsen zu lassen. "Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, müssen gemeinsam angegangen werden und nicht von einer Partei auf Kosten der anderen", warnte der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz.

Das Mittelmeer sei ein Ort von Handel, eine Energieressource und zugleich eine Migrationsroute. Jedoch zeige sich in der Region sehr deutlich die "allgegenwärtige wirtschaftliche Globalisierung" und damit auch ein Ort "schmerzhafter Gleichgültigkeit" gegenüber Armen und Migranten. Hier, so Bassetti, brauche es eine rasche Kursumkehr: "mit Mut, Nächstenliebe und Verantwortung".


Matteo Zuppi (Archivbild) / © Alvise Armellini (dpa)
Matteo Zuppi (Archivbild) / © Alvise Armellini ( dpa )

Mario Draghi / © Boris Roessler (dpa)
Mario Draghi / © Boris Roessler ( dpa )

Papst Franziskus (Archiv) / © giulio napolitano (shutterstock)
Papst Franziskus (Archiv) / © giulio napolitano ( shutterstock )

Kardinal Gualtiero Bassetti, Erzbischof von Perugia / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Gualtiero Bassetti, Erzbischof von Perugia / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA