Redemptorist Klemens Hofbauer vor 200 Jahren gestorben

Apostel von Warschau und Wien

Aus armen Verhältnissen stammend, konnte Klemens Hofbauer seinen Priesterwunsch erst später erfüllen. Dann allerdings konnte den Ordensmann nichts mehr aufhalten.

Autor/in:
Anselm Verbeek
Ein Kreuz auf einer Bibel / © Tetyana Afanasyeva (shutterstock)
Ein Kreuz auf einer Bibel / © Tetyana Afanasyeva ( shutterstock )

Klemens Maria Hofbauer war wohl das, was man einen Seelenfischer nennen könnte. Der Redemptoristenpater war Mittelpunkt einer Bewegung von Katholiken, die - nach Aufklärung, Französischer Revolution und dem Untergang von Reichskirche und Klöstern - der Kirche neuen Elan geben wollte. Vor 200 Jahren, am 15. März 1820, starb der 1909 heiliggesprochene Ordensmann in Wien.

Dass Hofbauer bei seinen Schäfchen so gut ankam, lag auch an seiner einfachen, mitunter auch derb polternden Art zu predigen. Dabei verzichtete er darauf, die Menschen auf eine ängstlich weltfremde Linie zu trimmen, allein um fromme Kirchgänger zu produzieren. Im Beichtstuhl war er ein feinfühliger Seelsorger.

Ein Naturtalent

Für diskrete Gespräche suchten ihn dort nicht nur einfache Gläubige auf. Als die europäischen Staatsmänner in Wien 1814 über die Friedensordnung verhandelten und der Kongress tanzte, beobachtete die Geheimpolizei von Fürst Metternich mit Argwohn, dass prominente Staatsmänner wie der bayerische Kronprinz, der spätere König Ludwig I., in Hofbauers Beichtstuhl verschwanden.

Klemens Hofbauer war offenbar ein Naturtalent. Dabei bekam er im Leben nichts geschenkt. Geboren am 26. Dezember 1751 im ländlichen Taßwitz in Südmähren (heute Tschechien), wurde er als neuntes von zwölf Kindern auf den Namen Johann getauft. Sein Vater starb früh, die Mutter hatte kein Geld, ihm die gewünschte priesterliche Ausbildung zu finanzieren. Also machte Hofbauer zunächst eine Bäckerlehre. Danach wanderte er, mit dem Priesterwunsch im Herzen, über die Alpen - die erste von drei Fußwallfahrten nach Rom.

Priesterweihe mit 33 Jahren

Heimgekehrt konnte Hofbauer einen Platz am Stiftsgymnasium Klosterbruck ergattern; zusätzlich musste er jobben. Nach dem Schulabschluss pilgerte er wieder nach Rom, lebte einige Monate als Eremit in Tivoli. Im Herbst 1779 ließ er sich in Wien nieder. Der Bäckergeselle fand Gönnerinnen, die sein theologisches Studium finanzierten. Hofbauer begegnete einem katholischen Reformkreis, der ihm zur Lebensidee werden sollte.

Mittelpunkt des Kreises war Joseph Dießbach. Der Ex-Jesuit - offiziell war der Orden verboten - kämpfte für die Befreiung der Kirche von drückender Staatskontrolle. Pater Dießbach war ein Freund und Verehrer des heiligen Alfons von Liguori, des Gründers der Redemptoristen (CSsR). Der Jesuit wurde Hofbauers großes Vorbild, die Aufnahme in die junge Gemeinschaft der Redemptoristen sein Ziel.

Ein drittes Mal wanderte Hofbauer nach Italien, wurde schließlich Redemptorist und empfing mit 33 Jahren unter dem Ordensnamen Klemens Maria die Priesterweihe. Hofbauer und ein früh verstorbener Freund waren die ersten Redemptoristen nördlich der Alpen. In Warschau hat der Spätberufene unter schwierigsten politischen Verhältnissen sein erstes herausragendes Lebenswerk geschaffen: Schulen und sozial-karitative Zentren für Tausende Kinder und Jugendliche, gruppiert um die Kirche der deutschsprachigen Gemeinde St. Benno.

Einsatz für religiöse Erneuerung

Klemens Hofbauer hatte sich den Namen "Apostel von Warschau" verdient. Doch im Juni 1808 stand der 57-Jährige vor den Trümmern seines Lebenswerks. Napoleon und seinen Generälen galt der Generalvikar als "ein äußerst gefährlicher Mann". Soldaten schlossen deshalb das spirituelle und soziale Kraftzentrum um St. Benno.

Hofbauer, der Vertriebene, ließ sich daraufhin in Wien nieder und setzte sich für die religiöse Erneuerung ein. Dort baute er, bespitzelt von der Polizei, eine wegweisende, nicht an Pfarreien gebundene Seelsorge auf: ein persönliches Netzwerk von Freunden und Unterstützern. Auch den staatskirchlichen Aufsichtsorganen blieb das Engagement des Ordensmanns, der sich unter anderem für die religiöse Freiheit des Einzelnen und die Unabhängigkeit vom Papsttum einsetzte, suspekt. Zwei Jahre vor seinem Tod fand eine Durchsuchung seiner Ein-Zimmer-Wohnung statt. Nichtsdestotrotz wurde er durch seine Predigten so bekannt, dass ihm der Beiname "Apostel von Wien" gegeben wurde. Im Alter von 69 Jahren starb er schließlich 1820 an Entkräftung. 1914 wurde der charismatische Seelsorger zum Stadtpatron von Wien ernannt.


Quelle:
KNA