Anwalt fordert mehr politisches Engagement für in der Türkei inhaftierten Dogan Akhanli

Ein unbequemer Autor

Die Türkei hat sich für eine Verfassungsreform entschieden. Auf eine „weitere Öffnung der Gesellschaft“ hofft Bundesaußenminister Westerwelle - auf mehr Bewegung im Fall seines Mandanten der Anwalt Haydar Erol im Interview mit domradio.de: der Fall des inhaftierten Kölner Autoren Dogan Akhanli.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Akhanli steht in der Türkei vor Gericht, weil ihm ein bewaffneter Umsturzversuch in der Führungsriege einer linksextremen Terrorgruppe im Jahr 1989 zur Last gelegt wird. Akhanli soll im Oktober 1989 an einem bewaffneten Überfall auf eine Wechselstube in Istanbul beteiligt gewesen sein, bei der ein Mensch starb. Die türkische Staatsanwaltschaft fordert eine lebenslange Haftstrafe für den türkischstämmigen Deutschen, der im August in der Türkei verhaftet wurde.



"Es ist so, dass rückwärtsgewandte Menschen aus dem Justizapparat offenbar ein Exempel statuieren wollen", sagt Anwalt Haydar Erol.  Akhanli habe sich mit Tabu-Themen wie dem Völkermord an Armeniern beschäftigt. Dies sei gewissen Kreisen in der Justiz nicht genehmen gewesen, "deswegen sitzt er jetzt im Gefängnis".



"Mehr Engagement notwendig"

Die Kölner Organisation "Recherche International", bei der Akhanli mitarbeitet, sprach von einem "absurden Schauspiel". Wann der Prozess beginnen soll, steht noch nicht fest. Laut Erol basiert die Anklage auf einer Aussage, die unter Folter erpresst wurde. Für Akhanli entlastende Zeugenaussagen seien von der Staatsanwaltschaft ignoriert worden.



Der Autor lebt seit Anfang der 1990er Jahre in Deutschland und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Er war Mitte August bei der Einreise in die Türkei verhaftet worden. Sein Anwalt wünscht sich, dass sich noch mehr Menschen wie der Kölner Autor Günter Wallraff und die Politikerin Claudia Roth für seinen Mandanten engagieren. Dank des bisherigen Protests sei es bereits dazu gekommen, dass sich die deutsche Außenpolitik "mehr als sonst" mit dem Fall beschäftigte. Allerdings sei noch mehr Engagement notwendig. "Es geht um ein Politikum: meinen Mandaten wegen seiner Menschenrechtsarbeit abzustrafen." Auch hier ist Guido Westerwelle gefragt.