Antisemitismus

Stichwort

Antisemitismus ist die Abneigung und Feindschaft gegenüber Juden.
Der Ende des 19. Jahrhunderts erstmals gebrauchte Begriff ist insofern irreführend, als zur Sprachgruppe der Semiten nicht nur Juden, sondern zum Beispiel auch Araber gehören. Antisemiten sind jedoch ausschließlich Gegner von Juden. Stereotype antisemitische Vorstellungen sind, dass Juden schlecht, reich, habgierig, Aussatz oder Fremdlinge seien.

 (DR)

In der Antike entzündete sich die Feindschaft der heidnischen Bevölkerung gegen Juden, als diese außerhalb des Landes Israel in griechischen Städten und in Rom eigene Gemeinden bildeten. Im Mittelalter war die Abneigung gegen Juden überwiegend religiös motiviert. Juden wurden unter Berufung auf das Neue Testament für den Kreuzestod Jesu verantwortlich gemacht und als "Gottesmörder" beschuldigt. Während der Kreuzzüge entlud sich die Feindschaft in mörderischen Ausschreitungen, Vertreibungen und  Zwangsbekehrungen. Vielfach werden diese Formen der Feindschaft
gegenüber Juden als Antijudaismus bezeichnet, der vom rassistischen Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts unterschieden wird.

Denn unter dem Einfluss der Evolutionstheorie von Charles Darwin gewann der Judenhass im 19. Jahrhundert immer mehr rassistische Züge. Er bekam vor allem in Deutschland, Österreich-Ungarn und Osteuropa wachsenden politischen Einfluss. Seine äußerste Zuspitzung fand der rassistische Antisemitismus in der Ideologie der Nazis und schließlich im Holocaust, in dem sechs Millionen Menschen ermordet wurden.

Seit 1945 ist der Antisemitismus als kollektives Vorurteil weltweit keineswegs überwunden, wie beispielsweise Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Westeuropa durch rechtsradikale und islamistische Gruppen und zahlreiche Internet-Seiten antisemitischen Inhalts zeigen. Der Bekämpfung des Antisemitismus dienen die Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen sowie innerstaatliche Verbote der unterschiedlichen Behandlung von Menschen wegen ihrer Abstammung, Rasse, Herkunft, ihres Glaubens
oder ihrer politischen Anschauung. In Deutschland bemühen sich unter anderen die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, antisemitische Vorurteile im Dialog zu beseitigen.