Antike Chora-Kirche in Istanbul wird zu einer Moschee

Künftig die "Moschee von Kariye"

Die Islamisierung berühmter Kirchen in der Türkei geht weiter. An diesem Montag will Präsident Erdogan das frühere Gotteshaus und Museum Sankt Salvator in Istanbul zur Moschee erklären. Ihre Fresken werden verhängt.

Antike Kirche Sankt Salvator in Chora / © acsen (shutterstock)
Antike Kirche Sankt Salvator in Chora / © acsen ( shutterstock )

Nach der Haghia Sophia dient künftig eine weitere historische byzantinische Kirche in Istanbul als Moschee. Präsident Recep Tayyib Erdogan wollte am Montag im Rahmen einer Zeremonie in Ankara die für ihre Fresken weltberühmte Kirche Sankt Salvator in Chora ihrer Bestimmung übergeben, wie das Portal Orthodox Times unter Berufung auf türkische Medien berichtet.

Blick auf die Hagia Sophia in Istanbul / © Hassan Jamal (KNA)
Blick auf die Hagia Sophia in Istanbul / © Hassan Jamal ( KNA )

Die künftige "Moschee von Kariye" wurde zuvor 79 Jahre lang als Museum genutzt. Laut früheren Berichten sollte die Umwidmung bereits Ende Februar erfolgen; dies wurde später von der zuständigen Behörde dementiert.

Die Fresken sollten den Berichten zufolge nicht übermalt, sondern mit eigens angefertigten roten Teppichen bedeckt werden. Die Kirche im Nordosten des antiken Stadtzentrums von Konstantinopel, heute Istanbul, gilt als eine der wichtigsten Beispiele byzantinischer Sakralarchitektur weltweit.

Kloster aus dem 6. Jahrhundert

Wie mit der Hagia Sophia zuvor geschehen, hatte die türkische Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan im August 2020 verkündet, den Vertrag von 1958 über die Nutzung der Kirche als Museum für ungültig zu erklären.

Sankt Salvator in Chora (wörtlich: auf dem Lande) geht auf ein Kloster aus dem 6. Jahrhundert zurück, das im 12. Jahrhundert um die Kirche erweitert wurde. Nach der osmanischen Eroberung Konstantinopels 1453 wurde die Kirche ab 1511 in eine Moschee umgewandelt. Die Fresken, die unter anderem die Menschwerdung Christi als Erlöser der Welt zeigen, wurden mit Kalk abgedeckt, aber nicht zerstört.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche umfangreich durch US-amerikanische Experten restauriert und ab 1945 als Museum genutzt. Diese Entscheidung ist seit vier Jahren aufgehoben.

Christen in der Türkei

Zwar ist die türkische Verfassung seit der Staatsgründung durch Kemal Atatürk offiziell laizistisch. Religiöse Minderheiten außerhalb des sunnitischen Islam hatten aber immer wieder unter Diskriminierungen zu leiden. Sie erhalten beispielsweise keine finanziellen Zuwendungen von der staatlichen Religionsbehörde.

Holzkreuz in der Hand / © PKStockphoto (shutterstock)
Quelle:
KNA