Der Diözesadministrator darf keine grundsätzlichen Entscheidungen treffen, die den neuen Erzbischof binden würden. Für das Erzbistum Berlin ergibt sich damit eine schwierige Situation. In seiner kurzen Amtszeit hat Woelki mit der Bistumsreform und der Kathedralsanierung zwei ambitionierte Vorhaben auf den Weg gebracht, die er nicht mehr selbst abschließen konnte. Jetzt fragen sich nicht nur die 407.000 Katholiken des Erzbistums, wie es mit den auf mehrere Jahre angelegten Projekten weitergeht.
Der von Woelki im Dezember 2012 eingeleitete Prozess "Wo Glauben Raum gewinnt" bedeutet weit mehr als eine Reihe von Gemeindefusionen, wie sie vor rund einem Jahrzehnt unter anderem zur Sanierung des damals hoch verschuldeten Erzbistums erfolgten. Es geht um eine grundlegende Neuorientierung des kirchlichen Lebens und eine Überwindung von "Kirchturmdenken". Die Gemeinden sollen sich mit katholischen Sozial- und Bildungseinrichtungen eng vernetzen und gemeinsam mit ihnen für den christlichen Glauben eintreten.
Vor allem die damit verbundene Gründung von rund 30 Großpfarreien in Berlin, Brandenburg und Vorpommern stößt jedoch auf Kritik. Sie sollen bis 2020 aus den derzeit 105 Kirchengemeinden entstehen. Die Bistumsleitung versichert, dass das Gemeindeleben darunter nicht leiden und sogar noch gestärkt werden solle. Kritiker fordern aber alternative Modelle wie "Pfarreiengemeinschaften", die Gemeinden weniger eng verbinden als Großpfarreien. Sie fühlen sich durch Woelkis Weggang nun ermutigt, verstärkt für ihre Anliegen einzutreten.
Weniger weit fortgeschritten ist die Sanierung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Erst Ende Juni wurde ein Architekten-Wettbewerb entschieden. Der erstplatzierte Entwurf sieht eine grundlegende Neugestaltung des Kircheninneren vor. Danach würde die Bodenöffnung mit Treppe zur Krypta, das heute markanteste architektonische Merkmal der Bischofskirche, geschlossen, um einen Altar an zentralem Ort zu ermöglichen. Woelkis Wunsch nach einer Bischofskirche, die besser den liturgischen Vorgaben für die Gottesdienste und der Funktion einer Hauptstadt-Kathedrale entspricht, findet bei prominenten Vertretern aus Architektur und Kirche Rückhalt. Leitende Denkmalschützer und Kunsthistoriker protestierten nun jedoch in einem Offenen Brief an die Deutsche Bischofskonferenz gegen die geplanten Eingriffe.
Bessere Verankerung in der Berliner Wissenschaftslandschaft
Eine weitere Initiative Woelkis hat unterdessen starken Rückhalt bekommen. Er tritt nachdrücklich dafür ein, die katholische Kirche unter anderem in der Berliner Wissenschaftslandschaft besser zu verankern. Für eine stärkere Kirchenpräsenz in der Bundeshauptstadt sucht nun eine Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz nach neuen Wegen.
Bei Kathedralsanierung und Wissenschaftspräsenz kann Woelki jedoch weiter ein gewichtiges Wort mitreden. Beide Vorhaben sind mit Millionen-Investitionen verbunden, die das Erzbistum Berlin nicht alleine aufbringen kann. An der Spitze der finanzstarken Erzdiözese Köln will Woelki nach eigenem Bekunden dazu beitragen, dass die Vorhaben nicht am Geld scheitern.