Käßmann: Vorurteile über Mütter und Karriere nerven

"In Anspielungen präsent"

Die evangelische Theologin Margot Käßmann zeigt sich genervt von Vorurteilen über Mütter und Karriere. Es ärgere sie, dass auch im Jahr 2021 fast ausschließlich bei Müttern eine Karriere hinterfragt werde, nicht bei Vätern.

Typische Familiensituation in der Corona-Pandemie / © Prostock-studio (shutterstock)
Typische Familiensituation in der Corona-Pandemie / © Prostock-studio ( shutterstock )

Zwar werde heute die Frage, ob eine junge Mutter als Kanzlerin kandidieren sollte, nicht mehr explizit gestellt, schrieb die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der "Bild am Sonntag": "Aber in Anspielungen und hinter den Kulissen ist sie präsent." Die Grünen-Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock (40), Mutter von zwei kleinen Töchtern, spreche das Thema selbst offensiv an, "weil sie um die immer noch herrschenden Vorurteile weiß".

"Alle gingen davon aus, dass eine Ehefrau alle Lasten trägt"

Als sie selbst vor 22 Jahren im Alter von 40 für das Bischofsamt in Hannover kandidiert habe, sei sie ständig mit der Frage konfrontiert worden, was das Amt für ihre vier Töchter bedeuten würde, schrieb Käßmann. "Mein Gegenkandidat hatte vier Söhne - bei ihm war das egal. Weil alle davon ausgingen, dass eine Ehefrau alle familiären Lasten trägt."

Es ärgere sie, dass solche Fragen auch im Jahr 2021 fast ausschließlich Müttern gestellt würden und nicht Vätern, erklärte die 62-jährige Theologin. "Die Entscheidung, ob ein öffentliches, rund um die Uhr forderndes Amt ein gangbarer Weg für eine Familie ist, können allein die Eltern entscheiden", schrieb sie. "Sie stehen in der Verantwortung und nicht alle die, die allzu gern mitreden."


Quelle:
epd
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