Anrecht auf spirituelle Betreuung bei Hinrichtungen in USA

Gebet und Handauflegen

Laut Urteil des Obersten Gerichts der USA hat ein zum Tod Verurteilter bei der Hinrichtung Anrecht auf spirituellen Beistand mit Gebet und Handauflegen. Zuvor hieß es im Bundesstaat Texas, Geistliche könnten die Exekution stören.

Jesus-Bild in einer Gefängniszelle / © N.N. (KNA)
Jesus-Bild in einer Gefängniszelle / © N.N. ( KNA )

Mit acht Stimmen zu einer Stimme verwarfen die Richterinnen und Richter am Donnerstag (Ortszeit) Vorschriften im Bundesstaat Texas, denen zufolge der Seelsorger nicht hörbar beten und den Verurteilten nicht berühren darf.

Geistliche könnten die Exekution stören

Texas hatte beides verboten mit der Begründung, Geistliche könnten die Exekution stören und Hinterbliebenen des Mordopfers im Zeugenraum ein "weiteres emotionales Trauma" zufügen. Handauflegen und Gebete seien "traditionelle Formen der Religionsausübung" und müssten erlaubt sein, widersprachen die Obersten Richter.

Bei dem Rechtsstreit hatte der wegen Raubmordes verurteilte John Ramirez geklagt. Die Restriktionen verletzten sein verfassungsmäßiges Recht zum Ausüben seiner Religion. Ramirez' Seelsorger, Baptistenpastor Dana Moore, hatte ebenfalls protestiert. Berühren gehöre zum Segnen und zum gemeinsamen Gebet. Ramirez sei im Gefängnis Mitglied einer Baptistengemeinde geworden.

Hinrichtung wurde aufgeschoben

John Ramirez sollte bereits im September 2021 getötet werden. Wegen der Kontroverse um einen geistlichen Beistand wurde die Hinrichtung aufgeschoben. Die Vollzugsbehörde von Texas hat noch keinen neuen Termin bekanntgemacht. Pastor Moore lobte den Richterspruch. Allerdings stehe es dem Staat nun frei, einen neuen Exekutionstermin festzulegen.

USA wollen auf Bundesebene wieder Todesstrafe vollstrecken  / © Eric Risberg (dpa)
USA wollen auf Bundesebene wieder Todesstrafe vollstrecken / © Eric Risberg ( dpa )

In Texas werden mehr Todesurteile vollstreckt als in allen anderen US-Bundesstaaten. Viele Jahre war es üblich, dass der Gefängnispastor im Hinrichtungsraum für den Verurteilten betet und diesem die Hand auf den Fuß oder das Bein legt.

Todesstrafe in den USA

Der Senat von New Hampshire stimmte am 30. Mai 2019 für die Abschaffung der Todesstrafe. Damit hat die Hälfte der US-Bundesstaaten diese grausame und unmenschliche Bestrafung entweder abgeschafft oder ein Moratorium beschlossen.

Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom hat im März per Dekret angefordert, dass in Kalifornien per sofort alle Hinrichtungen ausgesetzt werden. Mehr als 700 Häftlinge befinden sich in dem US-Bundesstaat in der Todeszelle.

Todesstrafe fordert US-Katholiken heraus / © Bradley Birkholz (KNA)
Todesstrafe fordert US-Katholiken heraus / © Bradley Birkholz ( KNA )
Quelle:
epd