Anita Albus über Marcel Proust

"Ein Werk wie eine gotische Kathedrale"

"Die Erinnerung an die Fronleichnamsprozession bewahre ich als die wunderbarste meiner Kindheit," schreibt Marcel Proust. Landläufig gilt der französische Dichter als Agnostiker, der auch schon einmal mit scharfem satirischen Ton gegen den katholischen Klerus polemisierte. "Aber Proust unterschied sorgfältig zwischen Klerikalismus und Religion," sagt Anita Albus. Gläubig sei er gewesen, tief gläubig, ist die Malerin und Schriftstellerin überzeugt.

 (DR)

In ihrem soeben im S.Fischer Verlag erschienenen Buch "Im Licht der Finsternis. Über Proust" weist sie nach, dass sein Roman "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" einen katholischen Grundton hat. Proust selbst hat sein Werk, das als eines der bedeutendsten der Weltliteratur gilt, eine Kathedrale genannt. Anita Albus findet zahlreiche Spuren einer gotischen Kathedrale mit "einer Vorhalle, mit den Skulpturen, mit einem Säulenwald, mit einer Apsis, mit Kapellen und einer Krypta". Im domradio Autoreninterview bedauert  Anita Albus auch die Verarmung der Liturgie und bekennt sich zur alten Form des römischen Messritus. Die alte Liturgie und die gotischen Kathedralen seien eine Einheit, eine Harmonie. Sie zitiert Marcel Proust, der 1904 den "Tod der Kathedralen" beklagte. In einem Zeitungsartikel schrieb er: "Ach, es ist immer noch besser, eine Kirche zu verwüsten, als sie ihrem Zweck zu entfremden. Wenn das Opfer von Christi Fleisch und Blut nicht mehr in den Kirchen zelebriert wird, werden sie ohne Leben sein."



Anita Albus  / Im Licht der Finsternis Über Proust /Hardcover  /Preis € (D) 38,00