Bei den Wahlen stehen sich die ehemaligen Bürgerkriegsparteien gegenüber. Die ehemals marxistische Regierungspartei MPLA von Präsident Santos sitzt fest im Sattel und rechnet mit einer sicheren Mehrheit. Die größte Oppositionspartei, die rechtsgerichtete UNITA, hat kaum Zugang zu Fernsehen und Radio. Ihre Kandidaten wurden im Wahlkampf von Polizei und Behörden behindert, wie die internationale Menschenrechtsorganisation «Human Rights Watch» kritisierte.
Staatschef Santos ist seit 1979 an der Macht. Für 2009 hat er Präsidentenwahlen angekündigt. Die Regierungspartei MPLA («Volksbewegung zur Befreiung Angolas») verspricht, mehr Geld für die Bekämpfung der Armut einzusetzen und die wirtschaftliche Entwicklung weiter voranzutreiben. Die soziale Kluft ist tief. Angola ist ein Beispiel für Massenarmut in einem der reichsten Länder Afrikas. Es gibt nicht nur Diamantenvorkommen. Angola hat auch Nigeria in diesem Jahr als größten Erdölförderer Afrikas abgelöst.
Die Wirtschaft wächst rasant, und mit dem Ölpreis-Anstieg vermehrten sich die Devisenreserven. Finanzminister José Pedro de Morais verkündete im Frühjahr 2007, Angola habe alle Schulden bei Industrieländern zurückgezahlt und sei nicht länger auf Kredite des Internationalen Währungsfonds angewiesen.
Vom Reichtum profitieren jedoch nur wenige. Immer wieder wird der Regierung Misswirtschaft und Korruption vorgeworfen. Zwei Drittel der Bevölkerung müssen trotz dem Dollar-Segen mit weniger als zwei Dollar (1,30 Euro) pro Tag auskommen, wie die katholische Universität von Luanda schätzt.
Die Kindersterblichkeit verharrt auch infolge der schlechten
Gesundheits- und Wasserversorgung, besonders auf dem Land, auf sehr hohem Niveau. Im Durchschnitt stirbt jedes vierte Kind, bevor es fünf Jahre alt wird. Die Behörden haben es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, diese Missstände zu beheben. Die Regierungspartei MPLA macht für die Armut immer noch die Folgen des 27 Jahre dauernden Bürgerkrieges verantwortlich. Mehr als eine Million Menschen starben durch die Gewalt oder deren Folgen, und große Gebiete wurden vermint.
Der Chef der oppositionellen UNITA («Nationale Union für die vollständige Unabhängigkeit Angolas»), Isaias Samakuva, hofft, am Wahltag aus dem Unmut der Armen Kapital schlagen zu können. Er verspricht vor allem Geld für den Ausbau der Gesundheitsdienste und die Entwicklung der Landwirtschaft. Denn auch sechs Jahre nach Kriegsende muss Angola noch mehr als die Hälfte der Nahrungsmittel einführen.
Beim Abzug der portugiesischen Kolonialmacht 1975 war Angola der viertgrößte Exporteur der Welt für Kaffee und führte bedeutende Mengen an Baumwolle, Sisal, Bananen und Zuckerrohr aus. Doch bald begann der blutige Konflikt zwischen rechts- und linksgerichteten Bewegungen. Er wurde zu einem der brutalsten Stellvertreterkriege im Kalten Krieg in Afrika: Hinter der MPLA standen Kuba und die Sowjetunion, hinter der UNITA die USA und Südafrika.
In Angola wird zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder ein Parlament gewählt
Armut in einem reichen Land
Immer wieder hat Präsident José Eduardo dos Santos den Termin verschoben. Doch nun sollen die Angolaner am 5. September wieder ein Parlament wählen, zum ersten Mal seit 1992. Das Land im Südwesten Afrikas leidet immer noch unter dem Jahrzehnte währenden Bürgerkrieg, der erst 2002 beendet wurde. Und der erste Schritt in Richtung Demokratisierung wird von Kritik begleitet. Bürgerrechtler befürchten Manipulationen und Unregelmäßigkeiten.
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