Anglikaner-Primas: Kirche trägt Mitschuld an Antisemitismus

"Antisemitismus ist ein heimtückisches Übel"

Der Erzbischof von Canterbury kommt zu einer schlimmen Erkenntnis: Antisemitismus sei in der britischen Kultur "fest verwurzelt", zitierte ihn die Zeitung "The Times" am Dienstag. Schuld daran habe auch die Kirche Englands.

 (DR)

Eben deshalb werde er jedoch "so oft ignoriert oder abgetan". Welby weiter: "Antisemitismus ist im Innersten Rassismus." Als das Judentum in England um 1650 nach Jahrhunderten der Verfolgung wieder zugelassen wurde, seien die Wurzeln des Antisemitismus auch von der Kirche genährt worden.

Der anglikanische Primas wörtlich: "Es ist eine schändliche Wahrheit, dass die Kirche, die ein Gegengift hätte bieten müssen, mit ihren theologischen Lehren zur Ausbreitung dieses Virus beigetragen hat." Die Christen heute müssten mit den Konsequenzen der Kirchengeschichte von Verstrickung und Komplizenschaft leben.

Immer noch Nährboden für Antisemitismus

Als "schockierend" bezeichnete Welby, dass Antisemitismus offenbar auch noch im 21. Jahrhundert große Anziehungskraft besitze. Wirtschaftliche Ungleichheiten, Kriege und Krisen wie der Nahost-Konflikt, Erziehung, Politikstile oder interreligiöse Spannungen seien Nährböden dafür - immer mit dem "verdrehten und absurden Argument, eine sehr kleine Gruppe lenke oder verschwöre sich gegen unsere Gesellschaft und manipuliere das internationale Geschehen". Der Primas äußerte sich in einem Essay für den "Holocaust Educational Trust".


Quelle:
KNA