Anglikaner: Homosexueller Bischof Robinson lehnt Rücktritt ab

Kann ein Einzelner die Einheit einer Kirche retten?

Der umstrittene anglikanische Bischof von New Hampshire, Gene Robinson, hat Rücktrittsforderungen zur Rettung der Einheit der anglikanischen Gemeinschaft zurückgewiesen. "Jedes Mal, wenn jemand meinen Rücktritt fordert, denke ich darüber nach, aber bisher habe ich noch nicht das Gefühl, dass Gott es auch will", sagte Robinson am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Rande der Lambeth-Konferenz in Canterbury.

 (DR)

Der bekennende Homosexuelle ist von dem nur alle zehn Jahren stattfindenden Weltbischofstreffen ausgeschlossen. Dennoch hält er sich auf dem Tagungsgelände auf und nimmt an nicht offiziellen Terminen teil.

Am Dienstag hatte der Primas der anglikanischen Kirche im Sudan, Erzbischof Daniel Deng Bul, einen sofortigen Rücktritt Robinsons gefordert: «Wenn er ein wahrer Christ ist, wird er diesen Schritt machen.» Dann sei die Krise in der Anglikanischen Union behoben.  Unter den afrikanischen Bischöfen habe er breite Zustimmung für seine Forderung erfahren, so der Erzbischof.

Zugleich forderte Deng Bul jene zu einer Entschuldigung auf, die Robinson 2003 geweiht hatten. Die Weihe eines homosexuellen Bischofs habe die Position der anglikanischen Kirche im Sudan gegenüber der islamischen Welt geschwächt: «Wir werden Ungläubige genannt, und islamische Radikale sehen darin einen Anlass, um Christen zu töten», so Deng. Die Priester- und Bischofsweihe von Frauen sei dagegen in Sudans Kirche erlaubt. Sie sei biblisch begründbar und stehe in der Tradition der frühen Kirche.

Auch das Ehrenoberhaupt der Anglikaner, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, wandte sich laut Bericht der britischen Tageszeitung «Times» (Mittwoch) gegen Homosexualität. Er werde weiterhin die kirchliche Position gegenüber Praktiken vertreten, die biblischen Norm widersprächen, zitiert ihn das Blatt. Befürworter gleichgeschlechtlicher Partnerschaften verteilten unterdessen Flugblätter mit einem Aufsatz von Williams aus dem Jahr 1989, in dem er eine liberale Position gegenüber Homosexualität vertreten hatte.

In Canterbury sind derzeit 650 anglikanische Bischöfe aus aller Welt zur Lambeth-Konferenz versammelt. In diesem Jahr steht das Treffen unter dem Vorzeichen einer drohenden Spaltung über Streitfragen wie der Weihe von Homosexuellen und Frauen zu Bischöfen. Mehr als 200 konservative Bischöfe, zumeist aus afrikanischen Ländern, boykottieren die Konferenz aus Protest gegen eine zunehmende Liberalisierung der anglikanischen Kirche.