Anarchistische Gruppe in Chile bekennt sich zu Pharmafirma-Anschlag

Wirkungslose Antibabypillen als Auslöser?

Eine bislang unbekannte anarchistische Gruppierung hat sich zu einem Sprengstoffanschlag auf das Büro des US-amerikanischen Pharmaunternehmens Abbott in Santiago de Chile bekannt. Es soll sich dabei um eine Gegenreaktion handeln.

Ermittlungen in Chile / © O Globo (dpa)
Ermittlungen in Chile / © O Globo ( dpa )

In einem am Dienstagnachmittag (Ortszeit) veröffentlichten Schreiben erklärte die Gruppe, man habe damit auf die Verbreitung wirkungsloser Antibabypillen durch Abbott sowie die Unternehmen Andrómaco und Silesia, Tochterfirmen des deutschen Pharmaunternehmens Grünenthal, reagiert.

Medienberichten zufolge war in der Nacht zum Dienstag eine Bombe vor einem Bürokomplex in der Hauptstadt detoniert, in dem sich unter anderem das Büro von Abbott befindet. Verletzt worden sei niemand. Der Unterricht an der benachbarten deutschen Schule "Thomas Morus" sei vorsorglich abgesagt worden. Laut Staatsanwaltschaft zeigen Videoaufnahmen einen Fahrradfahrer, der mutmaßlich Sprengstoff am Tatort deponierte.

Wirkungslose Antibabypillen wurden kostenlos verteilt

Zwischen 2020 und 2023 war bekannt geworden, dass die genannten Unternehmen wirkungslose Antibabypillen auf den Markt gebracht hatten, die über das öffentliche Gesundheitssystem kostenlos verteilt worden waren. Nach Angaben der feministischen Organisation "Miles" kam es in diesem Zusammenhang zu mehr als 350 ungewollten Schwangerschaften. 

Die Kinder mussten aufgrund des geltenden Abtreibungsverbots von den Frauen ausgetragen werden. Bereits im Jahr 2021 hatten die chilenischen Behörden erste Geldstrafen gegen die verantwortlichen Unternehmen verhängt. 

Die katholische Kirche in Chile

Bei 18 Millionen Einwohnern sind in Chile rund 74 Prozent der Bevölkerung katholisch. Allerdings gibt es eine zunehmende Konkurrenz durch Sekten und Nachwuchsprobleme. Auf einen Priester kommen 5838 Katholiken. Insgesamt gibt es 960 Gemeinden.

Das Land ist nach der dunklen Ära der Pinochet-Diktatur eines der demokratisch stabilsten in Südamerika, kaum ein Land hat so viele Freihandelsabkommen. Aber die starke Kluft zwischen Arm und Reich und der Widerstand der Ureinwohner der Mapuche sind auch für die Kirche große Herausforderungen, die hier als sehr konservativ gilt.

Fassade der Apostolischen Nuntiatur in der chilenischen Hauptstadt. / © Leonardo Rubilar (dpa)
Fassade der Apostolischen Nuntiatur in der chilenischen Hauptstadt. / © Leonardo Rubilar ( dpa )
Quelle:
epd