Amthor gegen Missbrauchsaufarbeitung-Wahrheitskommission

Nur Unterstützung möglich

Philipp Amthor hat sich gegen eine Einrichtung von staatlichen Wahrheitskommissionen zur Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche ausgesprochen. Der Staat könne nur unterstützen, sagt er in einem Interview mit katholisch.de

Philipp Amthor / © Jens Büttner (dpa)
Philipp Amthor / © Jens Büttner ( dpa )

"Natürlich kann der Staat die Aufarbeitung unterstützen, wenn die Kirche das möchte - mehr aber auch nicht."

Staat kann nichts beitragen

"Bei der strafrechtlichen Verfolgung von rechtswidrigen Handlungen handelt es sich selbstverständlich um eine staatliche Aufgabe", fügte Amthor hinzu. "Aber jenseits dessen kann ich nicht erkennen, warum der Staat besser zu einer Aufarbeitung innerkirchlicher und gesellschaftlicher Belange berufen sein soll als die Kirche selbst", so der Bundestagsabgeordnete.

Verschiedene Betroffene, darunter der Sprecher des Eckigen Tischs, Matthias Katsch, aber auch Wissenschaftler wie der Psychiater Harald Dreßing, der an der Missbrauchsstudie der katholischen Kirche mitarbeitete, haben die Einrichtung einer solchen Kommission gefordert.

Amt des Missbrauchsbeauftragten stärken

SPD, Grüne und FDP hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, dass das Amt der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Kerstin Claus, gestärkt werden soll. Ein entsprechendes Gesetz, an dem die Bundesregierung derzeit arbeitet, soll nach Angaben der Beauftragten auch die Rechte von Betroffenen stärken. Claus hat mehrfach betont, dass auch der Staat eine Verantwortung habe, dass Aufarbeitung stattfinde, sich aber nicht für die Einrichtung einer Wahrheitskommission ausgesprochen.

Chronik der Missbrauchs-Aufarbeitung bundesweit und in Freiburg

Januar 2010: Der Jesuit Klaus Mertes macht öffentlich, dass es an seiner Schule in Berlin sexualisierte Gewalt und Missbrauch gab - und die Fälle lange verschleiert wurden. Der Skandal löst eine Welle von Enthüllungen in der Kirche und in anderen Institutionen aus.

Februar 2010: Die katholischen Bischöfe bitten bei ihrer Vollversammlung in Freiburg um Entschuldigung. Ein Sonderbeauftragter (Bischof Stephan Ackermann aus Trier) wird benannt, eine Hotline für Betroffene eingerichtet.

Blick auf ein Wandkreuz während der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising / © Sven Hoppe (dpa)
Blick auf ein Wandkreuz während der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising / © Sven Hoppe ( dpa )
Quelle:
KNA