Amnesty International kritisiert Polizeigewalt in Rio

"Erst schießen, dann fragen"

Zwei Monate vor den Olympischen Spiele in Rio de Janeiro wirft Amnesty International den brasilianischen Sicherheitskräften ein Übermaß an Gewalt mit tödlichen Folgen vor.

Polizeipräsenz in Rio  / © Georg Ismar (dpa)
Polizeipräsenz in Rio / © Georg Ismar ( dpa )

Trotz des Versprechens, die Sicherheitspolitik zu verbessern, seien seit dem Zuschlag durch das IOC im Jahr 2009 rund 2.500 Menschen durch Polizeigewalt ums Leben gekommen, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag. Wie schon bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 setze der Staat in übertriebenem Maß auf Gewalt, heißt es in dem Bericht "Gewalt gehört nicht zu diesem Spiel. Das Risiko vom Menschenrechtsverletzungen bei den Olympischen Spielen 2016".

Fragliche Polizeitaktik

"Die Polizeitaktik 'erst schießen, dann fragen' macht Rio de Janeiro zu einer der Städte, in denen die Polizei am meisten tötet", erklärte Atila Roque, Direktor von Amnesty International in Brasilien. Tödliche Polizeischüsse haben dem Bericht zufolge 2014 um 40 Prozent und 2015 noch einmal um 11 Prozent zugenommen. Seit Jahresbeginn habe es mehrere Hundert Tote gegeben. Die Opfer stammten meist aus Armenvierteln.

Äußere Umstände beeinflussen Sommerspiele

Die Olympischen Spiele beginnen am 5. August. Angesichts einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise ist im Land bisher kaum olympische Stimmung zu spüren. Zudem hat die Ausbreitung des Zika-Virus in Brasilien zu einer weltweiten Debatte über eine Gesundheitsgefährdung von Sportlern und Fans geführt. Trotz knapper Kassen und einiger noch nicht fertiggestellter Infrastrukturprojekte versprechen die Behörden eine perfekte Organisation und stimmungsvolle Spiele.


Quelle:
epd