Amerikas Symbol für Freiheit, Neuanfang, Hoffnung wird 125

Happy Birthday Lady Liberty

Für Millionen Menschen war sie das erste, was sie von der Neuen Welt sahen - und das Symbol für ein neues Leben. Seit nun 125 Jahren reckt die vielleicht bekannteste Statue der Welt ihre Fackel in den Himmel über der Hafeneinfahrt von New York: die Freiheitsstatue.

Autor/in:
Ronald Gerste
 (DR)

Der französische Bildhauer Frederic Bartholdi (1834-1904) schuf "Lady Liberty" als Geschenk seines Landes an die fernen USA; am 28. Oktober 1886 wurde sie offiziell eingeweiht - durch den damaligen US-Präsidenten Grover Cleveland und mit der ersten Konfettiparade, die bald zu einer New Yorker Tradition werden sollte.



Es war ein langer Weg. Bartholdi erstellte ein erstes Konzept 1870. In den nächsten 15 Jahren standen vor allem die Finanzierung des Sockels und die Umgestaltung von Bedloe"s Island, heute Liberty Island, lange auf wackeligen Füßen. Erst eine Kampagne des Zeitungsbarons Joseph Pulitzer, eines ungarisch-jüdischen Immigranten, löste eine wahre und letztlich entscheidende Fundraising-Welle aus.



Eine Generalüberholung

Zu ihrem runden Geburtstag bekommt Lady Liberty nun etwas, was einer Dame ihrer Klasse und ihres Alters wohl tut: eine Generalüberholung. Das weltberühmte Monument wird für rund 27 Millionen Dollar (Tageskurs 19,6 Millionen Euro) restauriert. Für etwa ein Jahr wird sie für Besucher geschlossen sein; Liberty Island hingegen bleibt während dieser Zeit ebenso wie das benachbarte Einwanderungsmuseum Ellis Island weiterhin ein Ausflugsziel für New Yorker und Touristen aus aller Welt.



Immerhin: Fast 40 Prozent der heute lebenden Amerikaner führen ihre Abstammung auf Einwanderer zurück, die via New York in der Neuen Welt ankamen. Wie Pulitzer war auch Emma Lazarus eine Immigrantin jüdischer Herkunft. Ihrem Gedicht "The New Colossus" entstammen die Worte, die auf einer kupfernen Tafel am Sockel der Statue angebracht wurden: "Give me your tired, your poor, your huddled masses yearning to breathe free" (Schickt mir eure Müden, eure Armen, eure zusammengekauerten Massen, die sich danach sehnen, frei zu atmen).



Die Essenz des Amerikanischen Traums

Die Verheißung, die in den Worten gipfelt "I lift my lamp beside the golden door" (Ich recke meine Fackel neben dem Goldenen Tor empor), war (und ist) nicht ungefährdet. Nach Einführung einer Quotenregelung wurde der Einwandererstrom Richtung New York in den 1920er Jahren zu einem Rinnsal. Heute werden Immigranten von vielen, zumeist republikanischen Politikern als etwas Bedrohliches dargestellt. Haupteintrittspforte ist längst die Grenze zu Mexiko geworden, wo Menschen oft unter Lebensgefahr eine "goldene Tür" suchen.



Wie kaum ein anderes Symbol verkörpert Lady Liberty die Essenz des Amerikanischen Traums: dass es hier, im imaginären Licht ihrer Fackel, eine zweite Chance gibt. Dass man (fast) alles erreichen kann, wenn nur ganz fest an sich glaubt. Es gehört zu den künftigen Aufgaben der Schöpfung des Monsieur Bartholdi, die Amerikaner und vor allem die sogenannte politische Klasse stets daran zu erinnern, dass es Einwanderer waren, die Amerika zu dem machten, was es heute ist. Und dass das Tor offen bleiben muss.