Amazonien-Synode: Hohe Erwartungen bei emeritiertem Bischof

"Probleme hautnah erleben"

Der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler setzt große Hoffnungen in die von Papst Franziskus angekündigte Bischofssynode für seine Region. Vor allem die schwierige Situation der Indigenen ist ihm ein Anliegen.

Vertreter indigener Völker bei einem Gottesdienst / © Paul Haring (KNA)
Vertreter indigener Völker bei einem Gottesdienst / © Paul Haring ( KNA )

Die Bischofsversammlung im Oktober 2019 in Rom werde sich "mit neuen Wegen und neuen Formen der Evangelisierung" befassen und nach Antworten auf die regionalen ökologischen und sozialen Herausforderungen suchen, sagte der aus Österreich stammende Bischof von Xingu im Interview der Presseagentur Kathpress (Donnerstag).

Thematische Schwerpunkte sieht Kräutler vor allem in der Situation der indigenen Völker, der Zukunft priesterloser Gemeinden, aber auch der Rolle der Kirche bei der Verteidigung bedrohten Lebensraums der Menschen in Amazonien. Aus seiner Sicht belegt die Einberufung der Synode zudem den Willen des Papstes zur Stärkung der Kollegialität unter den Bischöfen. Franziskus wolle "Bischöfe, die vor Ort die Probleme hautnah erleben und die Realität aus eigener Erfahrung kennen, in die Entscheidungsfindung miteinbeziehen".

Bedrohung der Indigenen

So stelle sich etwa die Frage, welche Form der Glaubensverkündigung bei den Indigenen in Frage kommt. Bei bereits christianisierten Völkern gehe es darum, wie deren kulturelle Ausdrucksformen in der Messfeier und Spendung der Sakramente berücksichtigt werden können.

Ein weiteres Thema ist für Kräutler die Bedrohung der Indigenen durch Großgrundbesitzer, Bergwerksgesellschaften, Goldsucher, Holzunternehmen oder den Bau von Wasserkraftwerken. Wirtschaftsunternehmen handelten vielfach ohne Rücksicht auf Natur und Bevölkerung. Weite Gebiete seien skrupelloser Brandrodung zum Opfer gefallen; Umweltverschmutzung breite sich aus, so Kräutler. Auswirkungen habe dies vor allem auf die arme Bevölkerung. Die Synode müsse beraten, wie die Kirche einer grassierenden Wegwerfkultur entgegentreten könne.

Kein Bezug mehr zur Eucharistiefeier

In Amazonien können nach Worten Kräutlers 90 Prozent der Katholiken nicht regelmäßig Sonntagsmesse feiern. In vielen priesterlosen Gemeinden hätten die Gläubigen keinen inneren Bezug mehr zur Eucharistiefeier. "Sie sehen kaum einen Unterschied zwischen ihren Wortgottesdiensten und dem Samstags- oder Sonntagskult der Evangelikalen", so Kräutler.

Kräutler war von 1981 bis 2015 Bischof der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens mitten im Amazonasgebiet. Der 78-Jährige ist weiterhin Sekretär der brasilianischen Bischöflichen Kommission für Amazonien und im kirchlichen panamazonischen Netzwerk REPAM tätig.


Bischof Erwin Kräutler vor Jesus Kreuz (KNA)
Bischof Erwin Kräutler vor Jesus Kreuz / ( KNA )

Der Amazonas ist der Lebensraum von rund 390 verschiedenen indigenen Völkern / © Jürgen Escher (Adveniat)
Der Amazonas ist der Lebensraum von rund 390 verschiedenen indigenen Völkern / © Jürgen Escher ( Adveniat )

Gläubige im Bistum Obidos im Amazonas (KNA)
Gläubige im Bistum Obidos im Amazonas / ( KNA )
Quelle:
KNA