Am Freitagabend wurden im westfälischen Marl die Grimme-Preise verliehen

Ein Hauch von Hollywood

Ein roter Teppich vor dem Stadttheater, anrollende schwarze Limousinen und Prominente im Blitzlichtgewitter - am Freitagabend sorgte die 44. Verleihung des Grimme-Preises in Marl (Kreis Recklinghausen) wieder für einen Hauch von Hollywood. Allerdings in bescheidenerem Rahmen: Der rote Teppich ist kürzer, die Fanscharen an den Absperrungen sind kleiner als bei großen internationalen Veranstaltungen.

Autor/in:
Michael Bosse
 (DR)

Bei der Vergabe des renommiertesten deutschen Fernsehpreises fällt alles eben etwas kleiner aus. Nicht Blockbuster werden gefeiert, sondern wegweisende Fernsehproduktionen. Der Moderator des Abends, Dieter Moor, brachte es dann vor rund 800 Gästen auch gleich auf den Punkt: «Willkommen in der Hauptstadt des Qualitätsfernsehens, in Marl», sagte er. Da hatte er das Publikum schon mit lautem Applaus auf seiner Seite.

Gleich zu Anfang wurden auch die beiden am meisten von Journalisten umschwärmten Prominenten des Abends - Anke Engelke und Bastian Pastewka - auf die Bühne gebeten. Die beiden Comedians erhielten den Grimme-Preis im Bereich Unterhaltung für ihre Volksmusikfestival-Parodie «Fröhliche Weihnachten» (Sat.1). Pastewka bedankte sich artig bei Sat.1 und MDR, dem Mitteldeutschen Rundfunk, der ihm zu der Parodie die Vorlage geliefert habe. Engelke gab zu, dass sie manchmal selbst erschrecke, in welche Rollen sie so schlüpfen müsse.

Als weitere Preisträger zeichnete Moderator Moor dann unter anderem die Dokumentation «Unser täglich Brot» (ZDF/3sat/ORF), die die Mechanisierung der Nahrungsmittelproduktion in bedrückenden Bildern zeigt, und den Spielfilm «Eine andere Liga» (ZDF/ARTE), der die Geschichte einer krebskranken deutsch-türkischen Fußballerin erzählt, aus.

Die längste Dankesrede schaffte bei der Würdigung der Filmemacher und Schauspieler Karoline Herfurth, die für ihre Hauptrolle in «Eine andere Liga» den Grimme-Preis bekam. Sie hatte gleich einen Zettel mitgebracht, auf dem sie alle Dankesadressaten notiert hatte.

Ansonsten war es der Abend der knappen Antworten. Er fühle sich «fabelhaft», erklärte Regisseur Dominik Graf, dem für seinen Krimi «Eine Stadt wird erpresst» (ZDF/Arte) bereits sein siebter Grimme-Preis überreicht wurde. Auch andere Preisträger fassten sich auf die Fragen von Moderator Moor kurz - so etwa Uwe Kockisch. Der als Commissario Brunetti bekannt gewordene Akteur sagte auf die Nachfrage des Moderators, ob er sich für seine Hauptrolle in «Eine Stadt wird erpresst» sehr habe umstellen müssen, nur: «Na, hören Sie mal, ich bin doch Schauspieler."

Für etwas mehr Glamour sorgte zur Mitte des Abends die Auszeichnung Iris Berbens. Die 57-jährige im lippischen Detmold geborene Schauspielerin erhielt die Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes für Verdienste um die Entwicklung des Fernsehens. «Ich kann gar nicht sagen, wie gut es mir tut, diesen Preis zu bekommen», sagte Berben.

Insgesamt zwölf Produktionen wurden mit dem Grimme-Preis gewürdigt. Unter den Preisträgern dominierten die Produktionen der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. In der Sparte Unterhaltung, in der zwei Preise vergeben wurden, waren die privaten Sender erfolgreich.

Der Grimme-Preis ist eine Auszeichnung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes. Seit 1964 wird er jährlich durch das Adolf-Grimme-Institut vergeben.