Serbisch-orthodoxe Kirche wählt neuen Patriarchen

Am Ende entscheidet das Los

An diesem Donnerstag findet in Belgrad die Wahl des neuen serbisch-orthodoxen Patriarchen statt. Vorgänger Irinej I. war Mitte November 90-jährig an den Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben. Er hatte die Kirche seit 2010 geleitet.

Im Innern einer serbisch-orthodoxen Kirche / © Tijana photography (shutterstock)
Im Innern einer serbisch-orthodoxen Kirche / © Tijana photography ( shutterstock )

Etwa 85 Prozent der mehr als sieben Millionen Bürger Serbiens gehören der orthodoxen Kirche an. Weltweit sind nach Schätzungen etwa zwölf Millionen Menschen serbisch-orthodox.

Übergangsleitung seit Mitte November

Gemäß der Kirchenverfassung führt der das oberste Leitungsgremium, der Heilige Synod, bis zur Wahl eines neuen Patriarchen dessen Amtsgeschäfte. Geleitet wird der Synod vom Metropoliten Hrizostom (Jevic, 68) von Dabrobosnien/Sarajevo.

Zum Übergangsverwalter des nach dem Tod Irinejs vakanten Erzdiözese Belgrad und Karlovac wählte der Heilige Synod den Eparchen Jovan (Mladenovic, 70) von Sumadija.

Wahlformalia

Die Wahlversammlung tagt unter dem Vorsitz des dienstältesten Bischofs, Lavrentije (Trifunovic, 85) von Sabac. Insgesamt gibt es in der serbisch-orthodoxen Kirche weltweit 39 stimmberechtigte Bischöfe. Für eine gültige Wahl müssen mindestens zwei Drittel anwesend sein.

Der Patriarch wird nach der sogenannten apostolischen Wahl unter jenen Bischöfen gewählt, die bereits mindestens fünf Jahre im Amt sind; Altersbeschränkungen gibt es nicht.

Ablauf der Wahl

Zunächst werden drei Anwärter herausgefiltert, wobei bei mehreren Voten jeweils mindestens 50 Prozent plus eine Stimme auf eine Person entfallen muss. Ohne eine derartige Mehrheit muss die Abstimmung wiederholt werden, bis das der Fall ist.

Vor jeder Abstimmung werden eigens dafür vorhergesehene besondere Fürbittgottesdienste gefeiert.

Am Ende wird gelost

Die drei Kuverts mit den Namen der drei Kandidaten werden dann in einen leeren Evangelien-Buchdeckel gesteckt. Das Los entscheidet, wer neuer Patriarch wird, indem ein allgemein geachteter Beichtvater aus dem Mönchsstand einen Umschlag zieht. Eine klaren Favoriten für das Patriarchenamt kann es schon wegen der Losentscheidung nicht geben.

Einige Namen werden freilich immer wieder genannt; etwa der von Bischof Irinej (Bulovic, 74) von Novi Sad und Bischof Fotije (Sladojevic, 60) von Zvornik-Tuzla in Bosnien.

Die Amtseinführung des neuen Patriarchen findet in den Tagen nach der Wahl in der Belgrader Erzengelkathedrale statt; zu einem späteren Termin auch in Pec, dem im Westkosovo gelegenen früheren Patriarchensitz.


Der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej I. war Mitte November verstorben / © Harald Oppitz (KNA)
Der serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej I. war Mitte November verstorben / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA