Am Dreikönigstag wurde die Isar erstmals ökumenisch gesegnet

Kreuz im Wasser

Es war eine ökumenische Premiere, die ins Wasser fiel - und das mit Absicht: Am Dreikönigstag warfen hohe Würdenträger der orthodoxen, katholischen und evangelischen Kirche erstmals gemeinsam von einer Münchner Isarbrücke ein Holzkreuz in die Fluten. In vielen orthodoxen Ländern werden am 6. Januar traditionell Gewässer aller Art gesegnet, vom Meer bis zum Dorfbrunnen.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
Symbolischer Akt: Würdenträger der orthodoxen, katholischen und evangelischen Kirchen erstmals gemeinsam ein Holzkreuz von der Münchner Ludwigsbrücke in die Isar (KNA)
Symbolischer Akt: Würdenträger der orthodoxen, katholischen und evangelischen Kirchen erstmals gemeinsam ein Holzkreuz von der Münchner Ludwigsbrücke in die Isar / ( KNA )

Bei frostig-trüber Witterung bargen drei unverfrorene Schwimmer in Neoprenanzügen das mit bunten Rosen und grünen Zweigen geschmückte christliche Symbol aus dem eiskalten Fluss. Mit polizeilicher Sondererlaubnis huldigten sie damit einem alten ostkirchlichen Brauch zur Erinnerung an die Taufe Jesu.

In vielen orthodoxen Ländern werden am 6. Januar traditionell Gewässer aller Art gesegnet, vom Meer bis zum Dorfbrunnen. Das geweihte Wasser wird über den Gläubigen, ihren Häusern, Äckern und Tieren versprengt zum Zeichen, dass durch die Ankunft Christi nicht nur der Mensch, sondern die ganze Schöpfung erlöst ist.

In Bayern sind Fluss-Segnungen bisher sonst nur noch von der Donau bekannt. Zur Freude der Umweltschützer und zum Verdruss der Staatsregierung breitet dort seit Jahren der Altabt von Niederaltaich, Emmanuel Jungclaussen, seine Hände über dem Strom aus, das nächste Mal am kommenden Sonntag. Die Symbolhandlung wird - nicht ganz zu Unrecht - als Wasser auf die Mühlen der Staustufengegner verstanden. Im Hintergrund steht aber auch, dass das Kloster des naturverbundenen Benediktiners sowohl den lateinischen wie den byzantinischen Ritus pflegt.

Was in Griechenland in Anwesenheit des Ministerpräsidenten im Hafen von Piräus Züge eines Staatsakts trägt, war in München bisher allein Sache der griechisch-orthodoxen Gemeinde. Schon seit neun Jahren wird zum Fest «Erscheinung des Herrn», wie der Dreikönigstag liturgisch korrekt heißt, die Isar geweiht. Der alte Standort gegenüber dem Alpinen Museum erlaubte es aber bisher wegen gefährlicher Strömungen nicht, dabei auch Taucher einzusetzen, wie es sich eigentlich gehört. Das Kreuz wurde jeweils an einer Schnur wieder herausgezogen.

Nachdem ein Experte der Wasserwacht befragt wurde und das Bayerische Rote Kreuz mehrere Rettungsschwimmer abstellte, gab dieses Mal auch die Polizei ihren Segen. Bei der 20-minütigen Zeremonie auf der Ludwigsbrücke nahmen der griechisch-orthodoxe Metropolit von Deutschland, Augoustinos, der katholische Münchner Erzbischof Reinhard Marx und der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich feierlich dreimal die Zeichenhandlung vor. Sie setzten damit auch einen Akzent gut vier Monate vor dem Zweiten Ökumenischen Kirchentag (ÖKT), zu dem in der bayerischen Landeshauptstadt weit über 100.000 Teilnehmer erwartet werden.

Anders als noch beim ersten ÖKT vor sieben Jahren in Berlin wird sich bei diesem Anlass die Orthodoxie kraftvoll bemerkbar machen, für die München einer der wichtigsten Standorte in Deutschland ist. Hier gibt es etwa das einzige deutsche Universitätsinstitut für orthodoxe Theologie. Die Zahl der in München lebenden orthodoxen Christen verschiedener Nationalitäten wird auf 50.000 geschätzt.

In die Vorbereitung des Münchner ÖKT sind orthodoxe Vertreter auf allen Ebenen bis hinein ins Präsidium frühzeitig eingebunden worden. Im Rahmen der Großveranstaltung ist in der zentral gelegenen Salvatorkirche eine Art orthodoxer deutscher Kirchentag geplant. Ostkirchliche Chöre, Folkloregruppen und Vortragsredner haben viele Auftritte vor sich, orthodoxe Gemeinden werden sich auf dem Messegelände präsentieren, orthodoxe Riten auch in die ökumenischen Hauptgottesdienste einbezogen. Dadurch wird deutlich werden, dass auch in Deutschland, dem Land der Reformation, Ökumene nicht nur eine Sache von Protestanten und Katholiken ist.