Paderborner Erzbischof für mehr Frauen in Leitungsfunktion

"Als Kirche brauchen wir Frauen in Führungspositionen“

Der weibliche Führungsstil habe in der Corona-Krise geholfen, so Erzbischof Becker. Auch in der Kirche müsse man jetzt Wege zu einer Gleichberechtigung finden. Gerade ländlichen Gemeinde fehle es bei neuen Formen christlichen Lebens jedoch an Offenheit. 

Erzbischof Hans-Josef Becker (r.) / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Erzbischof Hans-Josef Becker (r.) / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat sich für einen größeren Frauenanteil unter den kirchlichen Führungskräften starkgemacht. "Als Kirche brauchen wir Frauen in Führungspositionen", sagte Becker in einer am Dienstag veröffentlichten Videobotschaft. "Als katholische Kirche müssen wir dringend - ob weltweit einheitlich oder mit erlaubter Differenzierung - Lösungen finden, wie Gleichberechtigung noch mehr umgesetzt werden kann", mahnte Becker Botschaft zum "Tag des Landvolks“ unter dem Leitwort "Land voran - Frau voran“. 

Erzbischof Becker: Weiblicher Führungsstil ist bereichernd

Becker würdigte auch einen weiblichen Führungsstil in der Corona-Krise in Deutschland, Taiwan, Nordeuropa oder Neuseeland. Die Regierungscheffinnen hätten nicht wie einige ihrer männlichen Kollegen auf Autorität gepocht, sondern den Ernst der Lage schnell erkannt und zügig gehandelt.

Frauen an der Spitze sei zwar nicht einzige Grund, warum diese Länder bisher recht gut durch die Krise gekommen seien. "Tatsache bleibt aber, dass der weibliche Führungsstil für das Wohlergehen unserer Gesellschaft wichtig und bereichernd ist.“

Weniger Offenheit in Dörfern? 

Mit Blick auf den ländlichen Raum erklärte Becker, die Corona-Krise habe Stärken und Schwächen gleichermaßen zur Geltung gebracht. Zwar sei der stärkere Zusammenhalt auf dem Land deutlich geworden, aber auch die weniger stabile digitale Infrastruktur. "Wer in diesen Zeiten nicht online ist, kann schnell abgehängt werden“, beklagte Becker. Auch seien auf dem Land Wege zum Gottesdienst länger oder würden gar nicht mehr gegangen.

Neue Formen christlichen Engagements und Lebens sollten ausprobiert werden dürfen. "Dazu braucht es Offenheit, die ich in Dörfern nicht immer wahrnehme“, sagte Becker. Die Corona-Krise zeige, dass verstärktes menschliches Miteinander, die gemeinsam genutzten Stärken von Frauen und Männern sowie die Verbindung zur Natur wichtige Bausteine für die Gesellschaft seien.

Der "Tag des Landvolks“, der normalerweise am Dienstag des jährlichen Libori-Festes gefeiert wird, fand in diesem Jahr digital statt. Anstelle des live gesprochenen Bischofsworts auf der traditionellen Landvolk-Kundgebung wandte sich Becker mit einer Videobotschaft an die Menschen im ländlichen Raum.


Quelle:
epd