und eine brasilianische Jungfrau in Köln

Als Immi in der Voreifel

"Malt, was Ihr gestern gemacht habt“, sagte meine Grundschullehrerin an einem Montag im Februar. Ich war in neu in der Klasse und hatte keine Ahnung, was das wieder sollte.

Karneval in Brasilien / © Leo Correa (dpa)
Karneval in Brasilien / © Leo Correa ( dpa )

Brav wie ich war, aber malte ich, was wir als Familie sonntagnachmittags eigentlich immer machten: einen Waldspaziergang. Als ich das Bild nach vorne brachte, runzelte meine Lehrerin ärgerlich die Stirn.

Ich erschrak, mit der Lehrerin war nicht gut Kirschen essen. Sobald  ich in ihren Augen frech war, hagelte es Strafarbeiten. Keine Ahnung, was ich jetzt wieder falsch gemacht hatte?

Allerdings hatte niemand außer mir einen Wald gemalt. Alle anderen malten Funkemariechen, Clowns oder Konfetti. In der Pause erfuhr ich, warum: alle anderen waren in der Kindersitzung der dörflichen Karnevalsgesellschaft gewesen.

Von der ich noch nicht mal wusste. Meine Eltern hatten mit Karneval rein gar nichts am Hut.

Natürlich hätte ich es nicht benennen können, aber ich fühlte mich neu im Dorf so, wie später als Studentin in Köln: als Immi.

Immis sind im Kölner Karneval alle, die von außen dazu kommen. Wer aus einem Voreifeldorf kommt, ist mal ganz sicher ein Immi. Was war mir Immi der Karneval fremd.  Ganz schlimm z.B. fand ich als junge Stadtradiomoderatorin Stippeföttchen mit Gardisten zu tanzen. Da schüttelt es mich heute noch.

Später habe ich schöne Dinge im Kölner Karneval entdeckt. Ganz besonders schön fand ich den Geisterzug. Eine alte Tradition, im ersten Weltkrieg verboten und 1991 wegen des im 2. Golfkrieg abgesagten Rosenmontagszugs, wieder belebt.

Die kleinen alternativen Gruppen mit Handwagen und  politischen Botschaften, das Trommeln und Pfeifen der Sambatruppen: Immi hin - Immi her - ich verkleidete mich als Hexe. Und liebte es. 

Im 3. Schuljahr war kein Geisterzug am Horizont. Und auch keine Immisitzungen.

In der  Immisitzung haben sich lauter Immis zusammen getan, um höchst erfolgreich und höchst politisch Karneval und Kabarett zu machen. Ganz vorne: Immi-Mimmi, die brasilianische Jungfrau Myriam Chebabi.

Hätte ich Immi-Mimmi damals schon gekannt, wär mein Sonntagsbild vielleicht grüngelb und voller Lachen gewesen. Wer weiß das schon.

Was ich aber weiß ist, dass ich mich heute auf die brasilianische Jungfrau Myriam Chebabi  als meinen Gast in der Sendung Menschen freue.

Und ach, damals hatte die Lehrerin ein Einsehen: "Du kannst ja nichts dafür" sagte sie seufzend und gab mir für mein Waldbild eine gute Note.