Der dritte Adventssonntag als Freudentag?

Alles zappenduster - und ich soll mich freuen?

"Freut euch im Herrn zu aller Zeit" - so ist der dritte Advent als Gaudete-Sonntag überschrieben. Aber wie kann man sich freuen, angesichts der weltweiten Krisen? Es gibt durchaus Hoffnungszeichen, sagt Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.

 (DR)

Gaudete - freut euch - so heißt der Sonntag, den Christen jetzt am 3. Advent feiern. Das hängt zusammen mit dem Lied - Freut Euch im Herrn -  das an diesem Sonntag den Ton angeben soll. Denn Weihnachten - die Geburt des Erlöses naht… Mir fällt diese Freude im Herrn derzeit ehrlich gesagt richtig schwer.

Darf ich mich freuen, wenn ich das Leid der weltweiten Corona-Pandemie vor Augen habe?

Darf ich mich freuen, wenn ich mir das Leid der Flüchtlinge weltweit anschaue?

Ist die Freude berechtigt - wenn ich den Eindruck habe, dass Frieden und Gerechtigkeit auf dieser Welt gerade nicht zuhause sind?

Ist die Freude berechtigt - wenn die Schöpfung Gottes, unser blauer Planet und das Weltklima, mehr als nur bedroht sind?

Gibt es einen Grund zur Freude, wenn das Erzbistum, für das ich arbeite, nicht zur Ruhe kommt? Wenn die Frohe Botschaft dort kaum noch durchkommt - weil immer wieder neue Fragen und Krisenherde auftauchen?

Gibt es einen Grund zur Freude, wenn in meiner ostwestfälischen Heimatregion - weit weg von Köln - in diesem Jahr doppelt so viele Leute aus der Kirche austreten wie im letzten Jahr?

Soll ich mich darüber freuen, dass ich selbst Freunde und Verwandte nicht mehr von diesem Schritt abhalten kann?

Wenn ich am Abend beim Gang über den Friedhof die vielen brennenden Kerzen sehe, die sich tapfer gegen Kälte und Wind behaupten, dann weiß ich: Es gibt eine gut begründete Hoffnung! Eine Hoffnung, die stärker ist als der Tod. Eine Hoffnung, dass da einer ist, der am Ende alle Tränen trocknen wird. Einer, der auch unsere dunkelste Nacht hell macht.

Darauf freue ich mich!



Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE

PS: Selbst wenn Sie jetzt sagen, alles schöne Worte - mir bleibt die Freude im Hals stecken. Vielleicht gehen Sie einfach mal auf Ihren örtlichen Friedhof - ich bin mir sicher - Ihr gute Draht nach oben funktioniert dort im flackernden Kerzenlicht auch ganz ohne Internet… ;-)