Alles ist möglich, wenn Eltern an ihre Kinder glauben

Der kleine Funke

Erst war alles wie es sein soll. Das Baby wuchs und lachte und entwickelte sich. Aber dann zog es sich immer mehr in sich selbst zurück. Ging an seine eigene Welt verloren. Scheinbar. Die Eltern bekamen die Diagnose: Autismus. Hörten: Seien Sie froh, wenn ihr Kind lernt, sich die Schuhe zuzubinden.

Sternenhimmel / © CherryX
Sternenhimmel / © CherryX

Fortan war Jacob, so hieß das Kind, ein Fall für die Expertin. Erst kamen sie ins Haus, später sollte er in staatliche Einrichtungen gehen. Jacob wird dabei so unglücklich, dass seine Mutter fast verzweifelt. Aber dann will sie vor allem eins: Ihr Kind soll Kind sein. Eine Kindheit haben. Nicht nur jeden Tag acht Stunden Therapiearbeit an seinen Defiziten.    

Eines Abends fährt sie mit Jacob deswegen an den See ihrer Kindheit. Parkt auf einem Feld, legt sich  mit ihrem kleinen Kind auf die Motorhaube. Eng aneinander geschmiegt verloren sie sich im Sternenhimmel. Irgendwann danach fand Jacob seine Sprache wieder. Als Jacob 3 ½ war stellte bei einem Planetariumsbesuch ein  Professor eine Frage, die nur Jacob beantworten konnte. Obwohl es um hochkomplexe Dinge, die Ausdehnung der Planeten, ging.

Danach traf seine Mutter eine so umstrittene, wie mutige Entscheidung.  Ab sofort würde sie Jacobs Therapie alleine fortführen. Sie will, dass Jacob eine Kindheit hat, an seinen Schwächen arbeitet und seiner Leidenschaft folgen darf. Mit fünf schaffte Jacob die Einschulung in einen Regelkindergarten. Mit acht hörte er die ersten Vorlesungen in Astrophysik, mit zehn wechselte er an die Universität, mit 14 wird er als möglicher Nobelpreisträger gehandelt. Weil er schon seit Jahren Einsteins Relativitätstheorie in seinem Gehirn wälzt. Und nachbessert.

„Der kleine Funke“ heißt das Buch, das Jacobs wunderbare Mutter geschrieben hat. Es handelt von vielen hundert Kindern. Die mit ihren Eltern zu ihr kommen, weil die staatlichen Therapeuten sagen: ihr Kind wird nicht lebensfähig sein. Dann sucht Jacobs Mutter auch bei  diesen Kindern den kleinen Funken, ihren Funken. Was bei Jacob Licht und Schatten und der Sternenhimmel waren, sind für das eine Kind Holzklötze, die es zu Brückenköpfen legt, wie es die romanischen Bauherren taten, für das andere prächtige Zuckerwelten auf Kuchen. Der eine wird Architekt, die andere Konditorin.

Das Buch „der  kleine Funke“  zeigt nicht nur, was in manchen Kindern steckt. Sondern in allen. Es geht nicht um Nobelpreise und Genies. Dieser Funke wohnt in all unseren Kindern.  Es ist unsere Aufgabe, ihn zu finden und  zu nähren. Dann kann er hell leuchten.

Für uns alle.