Heiligen-Gedenktage und welche Rolle sie heute spielen

"An Allerheiligen kann man immer seinen Namenstag feiern"

An Allerheiligen gedenken wir der Toten - und wir feiern die Heiligen. Aber jeder für sich hat auch noch seinen eigenen Namenstag. Hinter all den Namenpatronen stecken Geschichten: Manche kommen aus der Bibel, aber nicht alle.

Glasfenster mit einer Darstellung des Heiligen Geistes als Taube und ein Kruzifix im Petersdom / © Cristian Gennari (KNA)
Glasfenster mit einer Darstellung des Heiligen Geistes als Taube und ein Kruzifix im Petersdom / © Cristian Gennari ( KNA )

DOMRADIO.DE: Heilige sind Menschen, die durch besondere Taten und oft durch einen besonders starken Glauben oder auch durch Wunder aufgefallen sind. Inwiefern begleiten sie uns heute noch?

Jan Hendrik Stens (DOMRADIO.DE-Theologie-Redaktion): Heutzutage begleiten uns Heilige zum Beispiel dadurch, dass wir Namenstage feiern oder dass Kirchen nach bestimmten Heiligen benannt worden sind. Insofern kommen diese Personen immer wieder im Laufe des Alltags vor. Aber auch natürlich dadurch, dass wir bestimmte Heilige besonders feiern oder deren Gedenktage und Feste etwas bekannter sind - die Gottesmutter Maria zum Beispiel oder Peter und Paul.

Dass manche Gedenktage bekannter und populärer sind, hängt oft auch mit dem damit verbundenen Brauchtum zusammen. Ich denke da an die Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt oder die Barbarazweige am Gedenktag der Heiligen. An Peter und Paul findet in manchen Bistümern die Priesterweihe statt. Hier in Köln ist an dem Tag das Patronatsfest des Domes. Heilige begegnen uns also immer wieder. Allerdings haben sie in einer säkularen Gesellschaft nicht mehr die ganz große Rolle. Man kennt vielleicht populäre Heilige und da sind vor allem die zwei populärsten, nämlich Martin und Nikolaus, zu nennen. Damit können auch viele säkulare Menschen noch am ehesten etwas anfangen.

DOMRADIO.DE: Wie fing das denn eigentlich an, dass man seinen Kindern die Namen von Heiligen gegeben hat?

Jan Hendrik Stens: Ich muss sagen: So lange kann das noch nicht sein. Es musste ja erst einmal Heilige geben. Im Ursprung war es so, dass Namen etwas aussagen. Schauen wir in die Bibel: Da gibt es dann Namen wie Jesaja oder Johannes. "Gott hilft" beziehungsweise "Gott ist gnädig" bedeutet das. Es ist eine religiöse Aussage, die sich auf Gott beruft. Aber wenn wir zum Beispiel den althochdeutschen Namen Heinrich nehmen: Heinrich bedeutet "Herr des Hauses" oder "reicher Schützer". Das ist also aus einer bestimmten Sprache übernommen und bezeichnet eine Eigenschaft.

Häufig ist es ja auch zum Beispiel im Alten Testament so, dass die Kinder danach benannt werden, unter welchen Umständen sie zur Welt gekommen sind oder welche Funktion sie haben. Also zum Beispiel: Set, der dritte Sohn von Adam und Eva, heißt "Ersatz", weil er der Ersatz für Kain und Abel ist. Oder aber Elisabeth, die noch im hohen Alter Johannes den Täufer zur Welt gebracht hat: Gott ist mir gnädig gewesen und hat mir noch in späten Jahren ein Kind geschenkt. Häufig sind mit den Namensbezeichnungen Geschichten oder Schicksale verbunden. Es gibt aber auch die Tradition, dass man den Kindern den Namen der Eltern oder Großeltern vererbt hat.

DOMRADIO.DE: Kennst du denn deinen Namenspatron? Vom Heiligen Heinrich hast du schon gesprochen.

Jan Hendrik Stens: Der andere ist natürlich der heilige Johannes der Täufer. Das ist der einzige Heilige neben Jesus Christus selbst und der Gottesmutter Maria, dessen Geburtstag wir feiern. Das heißt, der 24. Juni ist eben nicht wie bei vielen Heiligen der Todestag, sondern der Geburtstag. Der Todestag ist der 29. August, der Gedenktag seiner Enthauptung. Weshalb wir bei Heiligen meist deren Sterbetage als Gedenktag begehen, hängt damit zusammen, dass dies für uns Christen der Übergang ins ewige Leben bedeutet.

Und so feiern wir zum Beispiel auch den heiligen Heinrich an seinem Sterbetag, dem 13. Juli. Kaiser Heinrich II. ist eine Figur, die aus dem Hochmittelalter kommt. Ein deutscher Kaiser, der sich besonders dadurch hervorgetan hat, dass er geschickte Politik betrieben hat und auch Bündnisse eingegangen ist. Er ist ein sehr mächtiger, aber auch ein sehr intelligenter Herrscher gewesen. Dass wir heute an allen Sonntagen und Hochfesten das Glaubensbekenntnis in der Heiligen Messe sprechen, geht auf seine Initiative zurück.

DOMRADIO.DE: Haben deine Eltern sich etwas dabei gedacht, bei der Namenswahl?

Jan Hendrik Stens: Das glaube ich weniger. Meine Mutter wollte einen Doppelnamen. Als Mädchen wäre ich eine Eva Christin geworden. Heutzutage schaut man ja eher, wie der Vorname zum Familiennamen klingt oder welcher Name in Mode ist. Und in der ehemaligen DDR waren ja auch für unsere Ohren etwas ungewöhnlich klingende Namen sehr in Mode. Peggy, Mandy und Sandy zum Beispiel oder Renardo, Danko, Pablo und Devid. Es ist immer eine Frage des Kulturkreises, des Landes und aus welcher Zeit man stammt. Klar spielt auch der Geschmack eine Rolle und der ist natürlich zeitbedingt.

DOMRADIO.DE: Die heilige Peggy wird es nicht geben...

Jan Hendrik Stens: Der Name Peggy leitet sich von Margarete ab und da gibt es mehrere Heilige. Und wenn es mal wirklich keinen persönlichen Namenspatron gibt, dann kann man immer noch an Allerheiligen seinen Namenstag feiern.

Das Gespräch führte Verena Tröster.

 

Jan Hendrik Stens / © Gerd Lödige (DR)
Jan Hendrik Stens / © Gerd Lödige ( DR )
Quelle:
DR