Aktivistinnen in Rom machen am Weltfrauentag mobil

Aufstand der frommen Frauen

Für den Vatikan unüberhörbar fordert eine Initiative von Katholikinnen Gehör und Mitsprache in der Kirche. Als Tagungsort in Rom suchten sie sich immerhin die Zentrale des Jesuitenordens aus. Und sie sind nicht allein.

Autor/in:
Benjamin Leven
Ordensfrauen / © Alexander Brüggemann (KNA)
Ordensfrauen / © Alexander Brüggemann ( KNA )

"Wir wollen dabei sein, wenn die Wurst gemacht wird." So fasste die ehemalige irische Präsidentin Mary McAleese bei einer Pressekonferenz in Rom ihr Anliegen zusammen. Sie war Hauptrednerin einer Konferenz zum Weltfrauentag, die am römischen Hauptsitz der Jesuiten stattfand. Die Initiative "Voices of Faith" setzt sich seit fünf Jahren für die Gleichstellung von Frauen in der katholischen Kirche ein und organisiert jedes Jahr am 8. März eine Konferenz in Rom.

Während sie bei ihrer Rede am Donnerstag eher gemäßigt auftrat, äußerte sie sich auf der Pressekonferenz am Tag zuvor durchaus rabiat: "Was mir Angst macht, ist, dass unsere Hierarchie Christus auf einen ziemlich unattraktiven Politiker reduziert hat, der frauenfeindlich, homophob und gegen Abtreibung ist", so McAleese, von 1997 bis 2011 Präsidentin Irlands.

Kirchenkritische Töne

Die konservative katholische Politikerin machte in ihrem Heimatland als Gegnerin von Abtreibung und Ehescheidung von sich reden, schlägt inzwischen aber auch kirchenkritische Töne an. Dass Frauen nicht zum Priester geweiht werden können, nannte McAleese "als Theologie getarnter Frauenhass". Die Gründerin von "Voices of Faith", die Schweizer Anwältin Chantal Götz, betonte, die Forderung nach der Priesterweihe für Frauen sei nicht das primäre Anliegen der Gruppe.

Vielmehr gehe es darum, mit den Kirchenvertretern in Dialog zu treten und die Stimme von Frauen hörbar zu machen. Frauen seien an der Leitung der Kirche nicht beteiligt, weil die Führungspositionen für Priester vorgesehen seien, beklagte McAleese.

Doch spätestens nachdem der Vatikan 1976 den Ausschluss der Frauen von der Weihe bekräftigt habe, hätte nach Wegen gesucht werden müssen, Frauen auf andere Weise an der Macht in der Kirche zu beteiligen - etwa, indem man sie in das Kardinalskollegium einbeziehe, sagte die Politikerin, die einen Abschluss in Kirchenrecht besitzt. "Frauen sind unsichtbar und werden nicht beteiligt. Gleichzeitig wird von ihnen erwartet, die harte Arbeit der Glaubensweitergabe zu leisten", so McAleese.

Die Konferenz fand in diesem Jahr dort statt, wo der Jesuitenorden sonst seine Generalkongregationen abhält. Vorausgegangen war eine Auseinandersetzung von "Voices of Faith" mit Kurienkardinal Kevin Farrell, Leiter der Vatikanbehörde für Laien, Familie und Leben.

Viermal hatte man innerhalb des Vatikans getagt. Doch nachdem Farrell verlangt hatte, drei der in diesem Jahr vorgesehenen Rednerinnen - darunter McAleese - von der Liste zu streichen, entschied sich Götz für einen Umzug zu den Jesuiten.

Strenggenommen hat sie damit den Vatikan nicht ganz verlassen: Die römische Jesuitenkurie ist exterritoriales Gelände des Vatikan. Götz leitet eine Familienstiftung, die "Fidel Götz Foundation", die 1969 von ihrem Großvater gegründet worden war. Zunächst unterstützte die Stiftung vor allem ökumenische Aktivitäten des Vatikan; heute bezeichnet sie es als ihre Aufgabe, "in Partnerschaft mit globalen katholischen Organisationen für eine gerechte und gleichberechtigte Welt zu kämpfen." Besonders mit dem Jesuitenorden arbeitet die Stiftung zusammen.

Keine Kurienvertreter dabei

Kurienvertreter waren bei der Konferenz nicht zu sehen. Dies sei aber auch in den vergangenen Jahren nicht der Fall gewesen, berichtete Götz. Man hoffe trotzdem, im Vatikan gehört zu werden.

Rund um den Weltfrauentag schien es in Rom jedenfalls zu rumoren. Anfang März erschien in der Beilage "Donne Chiesa Mondo" ("Frauen, Kirche, Welt") der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" ein Beitrag, in dem Ordensfrauen über schlechte Behandlung durch Kleriker berichteten. Der Artikel sorgte international für Schlagzeilen.

Gleichzeitig veröffentlichten 30 italienische Katholikinnen im Internet ein "Manifest für Frauen in der Kirche", in dem sie unter anderem einen "aktiveren Part im kirchlichen Dienst, inklusive der Sakramentenspendung" forderten. Derweil beriet im Vatikan die Päpstliche Lateinamerika-Kommission im Vatikan über "die Frau als Säule der Kirche und Gesellschaft in Lateinamerika". Die Gruppe aus Bischöfen und Kardinälen hatte dazu auch kirchliche und gesellschaftliche Verantwortungsträgerinnen aus der Region eingeladen.


Quelle:
KNA