Aktionswoche für Laienverkündigung im Bistum Osnabrück

"Es muss jetzt etwas passieren"

Die Aktionswoche "Gottes Wort verkünden" findet zum dritten Mal im Bistum Osnabrück statt. Dort werden eine Woche lang vermehrt Laien bei der Verkündigung mitwirken, ganz im Sinne des Synodalen Weges.

Die Kanzel ist häufig der Ort für die Predigt / © Guenter M1 (shutterstock)
Die Kanzel ist häufig der Ort für die Predigt / © Guenter M1 ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie werden zusammen mit Bischof Franz-Josef Bode eine Dialogpredigt im Dom halten. Sind Sie ein bisschen aufgeregt?

Inge Zumsande (Pastoralreferentin im Bistum Osnabrück): Ja, ein bisschen schon, wie immer bei neuen Dingen. Aber gleichzeitig ist so eine Predigt auch etwas, auf das man sich ganz gut vorbereiten kann. Deswegen ist die Freude deutlich größer.

Ich finde, das ist auch eine Chance, dass die Kirche ein weibliches Gesicht bekommt und dass gerade auch in der Liturgie, vor allem auch in der Domliturgie. Ich freue mich, dass ich dazu beitragen darf.

DOMRADIO.DE: Sonntagabend beginnt diese Aktionswoche "Gottes Wort verkünden", bei der im ganzen Bistum Osnabrück bis zum nächsten Sonntag engagierte Katholikinnen und Katholiken predigen. Normalerweise ist die Predigt in der Eucharistie Geweihten, also Diakonen, Priestern oder Bischöfen vorbehalten. Warum ist das in diesem Fall trotzdem erlaubt?

Zumsande: Es gibt ja erlaubte Formen der Verkündigung durch nicht geweihte Menschen in der Eucharistiefeier. Zum Beispiel eine Dialogpredigt, wie wir das heute Abend machen werden oder aber auch eine Statio. Und im Rahmen dieser Aktion, in diesem begrenzten Zeitraum, wird auch in vielen Gemeinden nach dem Evangelium gepredigt werden.

Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach (DR)
Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Die Idee ist, dass Gemeinden die Formen für sich suchen, die zu ihnen passen. Damit greifen wir eine Forderung des Synodalen Weges auf, dass Frauen in der Verkündigung ein viel stärkeres Gewicht bekommen.

DOMRADIO.DE: Die Aktionswoche machen sie nicht zum Ersten Mal. Das ist jetzt das dritte Mal, dass sie stattfindet. 2020 haben tatsächlich nur Frauen gepredigt. Was ist die Idee dahinter?

Zumsande: Ja, im Jahr 2020 entstand die Aktion als eine konkrete Maßnahme im synodalen Prozess und in der Frage, was wir im Bistum Osnabrück vor Ort konkret tun können, um diesen synodalen Prozess mit zu unterstützen. Das war ein ganz starker Wunsch. Es muss jetzt einfach was passieren. Man kann nicht immer nur reden. So ist diese Aktion entstanden.

Das ging im ersten Jahr sehr stark von der Frauenseelsorge aus. Einfach, weil das am dringlichsten ist und die weibliche Perspektive in der Wortverkündigung immer sehr kurz kommt. Nach den Erfahrungen des ersten Jahres gab es dann die Rückmeldung, dass es auch Männer gibt, die das gerne tun würden, die nicht geweiht sind. Dann wurde es im zweiten Jahr auf nicht Geweihte erweitert.

In diesen ersten beiden Jahren hat es jeweils über 100 Gottesdienste gegeben, in denen von Männern und Frauen ohne Weihe gepredigt wurde, was für unser kleines Bistum wirklich viel ist. Auch für dieses Jahr sind bisher 60-70 Gottesdienste bekannt, in denen von einem Nicht-Kleriker gepredigt wird.

DOMRADIO.DE: Sie haben alle schon in Wortgottesdiensten Erfahrungen gesammelt. Das Bistum Osnabrück hat auch Predigtwerkstätten angeboten, wo sie geschult wurden. Was macht eine gute Predigt aus?

Zumsande: Diese Werkstätten sind sehr wichtig, damit sich da nicht einfach irgendjemand ans Mikro stellt und irgendwas erzählt. Die sind alle geschult. Es sind oft Ehrenamtliche oder auch Hauptamtliche. Man wird sehr gut auf das vorbereitet, was man tut.

Zu der Frage, was eine gute Predigt ausmacht, gibt es für mich zwei Aspekte. Auf der einen Seite finde ich die Beziehungsebene sehr wichtig. Mir gefällt eine Predigt, wenn sie mich erreicht und wenn sie mich berührt. Und wenn ich mitbekomme, dass jemand von sich und seinen Erfahrungen spricht und das glaubwürdig ist.

Die andere Ebene ist die des Bibeltextes. Ich finde es sehr wichtig, dass man einen Bibeltext in seiner Aussage ernst nimmt, auch gerade wenn er sperrig oder radikal ist und nicht eins zu eins in unsere Wirklichkeit passt. Das sind in der Regel Texte, die um die 2.000 Jahre alt sind. Es wäre schon fast komisch, wenn sich das immer bis in unsere Welt erschließt.

Ich glaube, die Aufgabe von Predigerinnen und Predigern ist es, eine Brücke von der Idee des Textes her zu bauen, was dann auch bedeutet, sich mal mit Kommentaren zu befassen und mal zu überlegen, was die Ausgangslage war, in der der Text entstanden ist. Davon ausgehend sollte man eine Brücke in unsere Welt bauen. Wenn das gelingt, ist das eine gute Predigt.

DOMRADIO.DE: Natürlich werden Sie heute Abend versuchen, zusammen mit Bischof Bode eine gute Predigt zu halten. Verraten Sie schon, was Thema sein wird?

Bischof Franz-Josef Bode / © Lars Berg (KNA)
Bischof Franz-Josef Bode / © Lars Berg ( KNA )

Zumsande: Ja, der heutige Bibeltext handelt vom Gleichnis vom barmherzigen Vater. Mich interessiert daran sehr das Familiendrama, was dahinter liegt. Zum einen geht es um den Sohn, der auszieht und das Vermögen verschleudert. Er geht einfach und setzt einen radikalen Bruch. Ich finde diese Herausforderung für Eltern, die da drin liegt, ungeheuerlich.

Ich habe selber Kinder. Die Aussage über Gott, die da drin steckt, ich hör nicht auf, dich zu lieben, auch wenn hier alles den Bach runtergegangen ist, finde ich bemerkenswert.

Der zweite Aspekt ist das Gefühl des älteren Sohnes. Ich finde es sehr spannend und habe Lust, mich damit zu beschäftigen. Es geht dann ja damit weiter, dass sich der ältere Sohn, als der jüngere Sohn zurück gekommen ist und ein Fest gefeiert wird, viel zu kurz gekommen fühlt und beleidigt ist, dass der Jüngere jetzt so viel Aufmerksamkeit bekommt.

Dieses Gefühl, zu kurz zu kommen und beleidigt zu sein, finde ich sehr spannend. Da mal drauf zu gucken, was uns das heute zu sagen hat und wie sich das nicht im Gleichnis auflöst, aber wie damit umgegangen wird, hat mich interessiert. Damit werde ich mich heute Abend beschäftigen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Quelle:
DR