Aktion "Laib und Seele" veröffentlicht Buch mit 90 Rezepten

Promis kochen a la Hartz IV

Ein leckeres Essen aus Lebensmittelspenden zubereiten? Selbst für Sterneköche keine leichte Aufgabe. Mehr als 40 Prominente ließen sich von dieser Vorgabe nicht abschrecken. Ihre Rezeptesammlung ist jetzt in einem Kochbuch der Aktion "Laib und Seele" zusammengestellt, die regelmäßig 45.000 bedürftigen Berlinern mit gespendeten Nahrungsmitteln hilft. Die Initiative veröffentlichte das ungewöhnliche Werk anlässlich ihres fünfjährigen Bestehens.

Autor/in:
Birgit Wilke
 (DR)

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) zauberte aus Fenchel, Tomaten und Mozzarella einen Salat. Gold-Schwimmerin Britta Steffen ergänzte Paprikaschoten und Tomaten aus ihrem Drei-Euro-Etat - soviel bekam jeder Koch zusätzlich zu den gestellten Lebensmittel - mit Hackfleisch. Der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, empfahl einen Weißkohl nach türkischer Art, und der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky einen Rosenkohl-Kartoffel-Auflauf. Eine nicht ganz einfache Aufgabe hatte Ex-Fernsehkoch Alfred Biolek; aus Tomaten und Äpfeln kreierte er ein Tomatensugo mit Nudeln und Apfelkompott.

Auf den Tisch kommt, was geliefert wird
Was für sie ein Experiment war, ist für Empfänger der «Laib und Seele»-Spenden Alltag. Einmal pro Woche können sie sich in den 45 Ausgabestellen der Initiative in Kirchengemeinden Lebensmittel abholen. Wenn ein Discounter überzähligen Sellerie gespendet hat, gibt es das Stangengemüse eben in großen Mengen, ebenso Spargel aus Peru, wenn sich ein Feinkostgeschäft verkalkulierte.

Die ehrenamtlichen Helfer von «Laib und Seele» bekommen von ihren Klienten dann oft zu hören, dass sie nicht so recht wüssten, wie sie das Gemüse zubereiten sollten. «Das brachte uns auf die Idee mit dem Kochbuch», erklärt Friederike Sittler, Leiterin der RBB-Redaktion «Kirche und Religion» und zusammen mit der «Berliner Tafel»-Vorsitzenden Sabine Werth Initiatorin von «Laib und Seele». Zugleich sollten in dem Buch alle Ausgabestellen präsentiert werden.

Prominente schnell gefunden
Ein Verlag war schnell gefunden, ebenso Druckerei und Fotograf. Auch die Prominenten ließen sich nicht lange bitten und unterstützten das Projekt. Zusammen mit der Hilfe vieler Ehrenamtlicher, die ebenfalls Rezepte beisteuerten, konnte das Buch pünktlich zum Jubiläum von «Laib und Seele» erscheinen. Die Empfänger der gespendeten Lebensmittel können es nun unentgeltlich mitnehmen.

«Wir wollen, die Menschen, die zu uns kommen, nicht stigmatisieren, aber eben auch nicht verstecken», so Sittler weiter. Es sei ihnen deshalb auch wichtig gewesen, dass die Prominenten unter den Bedingungen der Spendenempfänger mitmachten.

Sittler und Werth stellen sich nach der Veröffentlichung des Buchs auch auf Kritik ein. Schließlich gab es aus der Politik umstrittene Empfehlungen, wie Hartz-IV-Empfänger mit den Spenden und wenig Geld gut leben können. «Genau das wollen wir aber nicht», erläutert Werth. «Wir sagen damit nicht, dass die Hartz-IV-Sätze ausreichend sind, wir wollen den Betroffenen einfach nur praktisch helfen.»

Hinweis: Das Buch ist im Verlag Jacoby und Stuart erschienen und ist auch im Buchhandel für 12,95 Euro erhältlich.