Ahmadinedschad trifft 200 Religionsvertreter - Knobloch warnt vor "duckmäuserischen Politik"

Mit dem Holocaust-Leugner an einem Tisch

Der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad ist in New York mit rund 200 Vertretern verschiedener religiöser Gruppen zusammengekommen. An dem gemeinsamen Abendessen nahmen unter anderem Katholiken, Protestanten, Juden und Mennoniten teil, wie US-Medien am Freitag berichteten. Der Zentralrat der Juden in Deutschland betont die Gefahr, die von Iran für die gesamte Welt ausgehe.

 (DR)

Ahmadinedschad, der sich wegen der UN-Vollversammlung in New York aufhält, sprach demnach bei dem Treffen über die Notwendigkeit des Glaubens im öffentlichen sowie im privaten Leben. Zudem verurteilte er «eigensüchtige Mächte», die Irans Nuklearpläne zu verhindern suchten.

Eine der Rednerinnen, Rabbi Lynn Gottlieb, forderte den Präsidenten auf, seine Haltung gegenüber dem Holocaust zu ändern. Ahmadinedschad hatte in der Vergangenheit wiederholt Mord an den Juden in der NS-Zeit infrage gestellt. Erst am Dienstag hatte er in einer Rede vor den Vereinten Nationen gegen «zionistische Mörder» gewettert. Das Treffen mit den Religionsvertretern am Donnerstagabend
(Ortszeit) war als Diskussion über die Rolle der Religion bei der Bekämpfung von Armut, Ungerechtigkeit und Krieg angekündigt worden.

Knobloch: Iran gefährlich für die ganze freie Welt
Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat vor einer «duckmäuserischen Politik» gegenüber dem Iran gewarnt. Leitmotiv der Außenpolitik dieses Landes sei nach wie vor die Vernichtung des Staates Israel, sagte Knobloch beim Neujahrsempfang der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern im jüdischen Gemeindezentrum in München. Die Dimension der Gefahr nicht nur für jüdische Menschen, sondern für die ganze freie Welt werde noch immer unterschätzt.

Schon einmal habe die Welt bitter erfahren müssen, was geschehen könne, wenn ein Despot nicht ernst genommen werde, erinnerte Knobloch, die auch Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ist. «Die Atombombe in den Händen des Herrschers von Teheran ist eine Gefahr für alle demokratischen Staaten.» Zugleich räumte die Präsidentin des Zentralrats ein, dass die Sehnsucht nach Frieden im Nahen Osten bis heute ein unerfüllter Wunsch geblieben sei. «Wir hoffen auf ein Wunder, so wie das Wunder der Staatsgründung, mit dem kaum einer gerechnet hatte.»