Ärger über Scharia-Polizei in Wuppertal

Eine Stadt in Aufregung

In Wuppertal sorgen salafistische Aktivisten für Unruhe unter der Bevölkerung. Als "Scharia-Polizei" wollen sie den Bürgern erklären, dass Alkohol, Glücksspiel oder Konzerte nach islamischem Recht nicht erlaubt seien.
 

"Scharia-Polizei" (dpa)
"Scharia-Polizei" / ( dpa )

Der Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) hat sich besorgt über das Auftreten einer selbst ernannten Scharia-Polizei in der Bergischen Stadt geäußert. "Diese Personen wollen bewusst provozieren und einschüchtern und uns ihre Ideologie aufzwingen", kritisierte Jung am Freitag. Er begrüße das Vorgehen der Polizei gegen die salafistischen Aktivisten. Die Wuppertaler Polizei richtete am Freitag eine Telefon-Hotline für besorgte Bürger ein.

In den vergangenen Tagen sprachen Salafisten nach Angaben der Polizei im Stadtteil Elberfeld insbesondere zur Nachtzeit mehrfach junge Menschen an und versuchten sie anzuwerben. Sie trugen dabei Westen mit dem Aufdruck "Scharia Police". Medienberichten zufolge luden sie Passanten etwa zu Predigten ein und wiesen darauf hin, dass Alkohol, Glücksspiel oder Konzerte nach islamischem Recht nicht erlaubt seien.

"Wuppertal ist eine weltoffene und tolerante Stadt, die stolz darauf ist, dass hier Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Überzeugungen friedlich miteinander leben", sagte Oberbürgermeister Jung. Das lasse man sich nicht durch einige militant auftretende Personen kaputtmachen. Er sei sich mit der Polizei einig, dass ein solches Verhalten nicht geduldet werden dürfe.

Verstoß gegen das Versammlungsgesetz

Die Polizei verstärkte nach eigenen Angaben als Reaktion auf die Aktion ihre Präsenz in der Innenstadt. Gegen eine Gruppe von Salafisten, die am Mittwochabend mit den "Scharia Police"-Westen in Elberfeld unterwegs waren, wurden Strafverfahren eingeleitet. Die Polizei wertete ihr Auftreten als Verstoß gegen das Versammlungsgesetz.

"Das Gewaltmonopol liegt ausschließlich beim Staat", sagte Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher. "Ein Auftreten, das einschüchtert, verunsichert oder provoziert, wird nicht geduldet." Infolge der Berichterstattung über die Scharia-Polizei hätten sich viele besorgte Menschen bei unterschiedlichen Dienststellen gemeldet, erklärte die Polizei. Deshalb richteten die Beamten am Freitag ein eigenes Bürger-Telefon für Hinweise auf die Salafisten ein.

Salafisten predigen einen Islam, der sich eng am Wortlaut des Korans und den Überlieferungen aus dem Leben des Propheten orientiert. Sie verstehen sich als die einzig wahre Gemeinschaft der Gläubigen. Daher zählen sie auch alle nicht-salafistischen Muslime zu den Ungläubigen.


Quelle:
epd