Ältere Menschen fürchten Verlust des Ersparten im Altenheim

Heim-Einzug wird öfter aufgeschoben

Pflegebedürftige gehen später ins Heim als noch vor einigen Jahren. Das zeigt eine Caritas-Umfrage. Man fürchtet die Kosten und will so lange wie möglich daheim bleiben. Caritas und Patientenschützer fordern mehr Geld für die Pflege.

Eine ältere Dame zählt mithilfe eines Taschenrechners Geld / © Varavin88 (shutterstock)
Eine ältere Dame zählt mithilfe eines Taschenrechners Geld / © Varavin88 ( shutterstock )

Deutsche leben einer Untersuchung des Deutschen Caritas-Verbands zufolge inzwischen kürzer in Pflegeheimen als noch vor wenigen Jahren. 

Pflegebedürftige schieben Heim-Einzug laut Umfrage länger auf

Eva Maria Welskop-Deffaa / © Harald Oppitz (KNA)
Eva Maria Welskop-Deffaa / © Harald Oppitz ( KNA )

Pflegebedürftige schieben laut der am Donnerstag veröffentlichten Studie den Einzug in ein Heim im Durchschnitt länger auf. 

Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa und der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderten eine gesicherte Finanzierung für die ambulante und die stationäre Pflege. 

Seit 2019 sei die durchschnittliche Verweildauer in der stationären Altenhilfe kontinuierlich um drei Monate gesunken, teilte die Caritas in Berlin mit. Pflegebedürftige leben demnach nunmehr im Schnitt noch 25 Monate im Heim. 

Sorge vor hohen Eigenanteilen und Verlust des Ersparten 

Für die Studie hatte die Caritas bundesweit 282 ihrer stationären Einrichtungen abgefragt. Fast die Hälfte der befragten Caritas-Altenhilfeeinrichtungen habe angegeben, dass der Anteil der Pflegebedürftigen, die bereits im ersten Jahr in der Einrichtung sterben, bei mehr als 30 Prozent liege. 

Vor 2019 sei die durchschnittliche Verweildauer in Einrichtungen der Altenhilfe stabil geblieben, teilte die Caritas weiter mit. Als häufigsten Grund für den aktuellen Rückgang gab der Verband den Wunsch alter Menschen an, möglichst lange in den eigenen vier Wänden zu bleiben. 

Die Sorge vor hohen Eigenanteilen und dem Verlust des Ersparten durch hohe Heimkosten sei in der Umfrage ebenfalls häufig genannt worden. Angesichts der Ergebnisse der Umfrage forderte Welskop-Deffaa eine Stärkung der häuslichen Pflege. 

Prekäre Situation geht "auf die Knochen" der Pflege-Mitarbeiter

Dem Wunsch alter Menschen, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben, müsse entsprochen werden. "Die Verschärfung der wirtschaftlichen Situation in der ambulanten Pflege bereitet uns große Sorgen", sagte Welskop-Deffaa. 

Eine Pflegerin hebt am 29. Juni 2018 im Cura Krankenhaus Bad Honnef eine Patientin aus ihrem Bett in den Rollstuhl / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Pflegerin hebt am 29. Juni 2018 im Cura Krankenhaus Bad Honnef eine Patientin aus ihrem Bett in den Rollstuhl / © Harald Oppitz ( KNA )

Die gestiegenen Personal- und Sachkosten würden nicht überall und umfassend übernommen. Die prekäre Situation gehe "auf die Knochen der Mitarbeitenden in der ambulanten Pflege, aber auch auf die der pflegenden Angehörigen", sagte die Caritas-Präsidentin. 

Ohne die 24-Stunden-Pflegekräfte, meist aus Ost- und Südosteuropa, "wäre längst der Pflegenotstand ausgerufen". Die Bundesregierung habe ihr Versprechen, für faire Rahmenbedingungen in der 24-Stunden-Pflege zu sorgen, bislang nicht umgesetzt. 

Patientenschützer kritisiert "realitätsferne Pflegefinanzierung"

Patientenschützer Brysch führte die Studienergebnisse unter anderem auf eine "realitätsferne Pflegefinanzierung" zurück. Der gesamte Pflege-Eigenanteil müsse von der Pflegeversicherung getragen werden. 

Dabei gehe es nicht um eine Vollversicherung, sagte Brysch in Dortmund: "Unterbringung, Verpflegung und überdurchschnittlichen Komfort sollte jeder selbst zahlen."

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
epd