Adventsimpuls Bischof Algermissen

Die Zeit der Bilder

Im Adventsimpuls des Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen erinnert er an die so genannten O-Antiphone. Sie sind über tausend Jahre alt und verweisen auf die prophetischen Heilsbilder im Alten Testament.

Bischof Algermissen (dpa)
Bischof Algermissen / ( dpa )

Ich bin Heinz Josef Algermissen, Bischof von Fulda.

Der Advent ist eine Zeit reich an Bildern. Ernste Bilder von Gericht und von Buße sowie Umkehr, hoffnungsvolle, vom aufstrahlenden Licht, frohe Bilder, die das Kommen des Erlösers verkünden. Es sind alle Bilder von großer Zartheit und pastellartiger Verhaltenheit, die gegenüber der groben Strichführung und den schreienden Farben der allgegenwärtigen Bilder unserer Konsumgesellschaft anscheinend wenige Chancen haben.

Da kommt es auf gute Augen und gute Ohren an, die hellsichtig und hellhörig, die in den diskreten Bildern verborgene Botschaft wahrnehmen. Unter den Gesängen des Advents haben die am 17. Dezember beginnenden sieben Kehrverse zum Magnificat einen besonderen Stellenwert. Diese Antiphonen, die alle mit O anlauten - von daher auch allgemein auch O-Antiphonen genannt werden - sind gut tausend Jahre alt und verweisen auf die prophetischen Heilsbilder im Alten Testament, in denen das Kommen des Erlösers erhofft wurde.

In einer besonderen Bildersprache beschreiben sie das Geheimnis, das am Fest der Geburt Jesu Christi gefeiert wird. Die Ankunft Gottes als Mensch zum Heil dieser Welt. Am 20. Dezember heißt es zum Beispiel: "Oh Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel. Du öffnest und niemand kann schließen. Du schließt und keine Macht vermag zu öffnen. Oh komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fessel des Todes."

Die Kirchenväter haben den Schlüssel Davids auf das Kreuz Jesu hingedeutet. Der Herr hat es zu unserem Heil auf seine Schultern genommen und durchkreuzt ein für alle Mal alle Herrschaftsstrukturen dieser Welt. Der Anteil an seinem Reich haben will, muss ihm folgen. Wir alle sind gerufen unsere Kreuze anzunehmen und zu tragen. Und wir können es auch in der Kraft dessen, der die Tür öffnet zu Gott hin. Alle, die in diesen Tagen vor Weihnachten bei allem Sehen keine Aussicht haben, denen jeder Morgen mit einer neue Sonnenverfinsterung beginnt, mögen wenigstens die Spur jenes Trostes verspüren, dass über denen, die im Land der Finsternis wohnen ein Licht aufstrahlt. Dass dieses Trostwort des Propheten Jesaja eines für sie persönlich werde. Das wünscht Ihnen im Advent dieses Jahres Ihr Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen.


Quelle:
DR