Advents- und Weihnachtsdeko auch in Kirchen und Klöstern

"Einfach nur hübsch ist zu wenig"

An diesem Sonntag beginnt der Advent. Früher gab es in der Kirche gar keinen Adventsschmuck. Schließlich waren die Wochen vor Weihnachten eine Fastenzeit. Deshalb wird hier auch bis Weihnachten nur maßvoll dekoriert.

Autor/in:
Angelika Prauß
Strohstern am Christbaum in einer Kirche / © Lukas Barth (KNA)
Strohstern am Christbaum in einer Kirche / © Lukas Barth ( KNA )

Engel, Gestecke, Kugeln, Glitzerschmuck, Lichterketten, Fenstersterne, Elche und andere Utensilien - in deutschen Haushalten wird in der Advents- und Weihnachtszeit geschmückt, was das Zeug hält. Auch bei Kirchens halten jetzt Tannengrün und Kerzen Einzug. Dabei gilt: Der Advent ist eine Bußzeit, und entsprechend dezent fällt der Schmuck in Kirchen, Domen und Klöstern aus. Erst an Weihnachten wird es dann heller und üppiger.

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts habe es in Kirchen gar keinen Adventsschmuck gegeben, weiß der Theologe und Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti. "Der Advent galt als Fastenzeit, Adventsschmuck war indiskutabel." In katholischen Kirchen tauchte der heute bekannte Adventskranz erstmals 1925 auf. In manchen Kölner Kirchen gibt es eine andere Variante - die Kerze für den dritten Advent, den Gaudete-Sonntag, ist in rosa gehalten, als Ausblick auf das Weihnachtsfest.

Auch die heute bekannten Christbäume hielten erst im 19. Jahrhundert Einzug in katholische Kirchen. Längst hatten sie, von Kerzen erhellt und mit Schmuck versehen, evangelische Stuben erreicht. Deshalb wurden die Bäume bei Katholiken als protestantischer Brauch "verpönt"; lange reichten ihnen grüne Zweige als weihnachtliche Dekoration, weiß der Theologe.

Kranz im Kölner Dom

Etwas mehr darf es da heute schon sein. Im weltbekannten Kölner Dom sorgt in den Wochen vor Weihnachten "ein der Größe des Domes angemessener Kranz" mit roten Kerzen für eine besinnliche Atmosphäre, erklärt Matthias Deml von der Dombauhütte. Ein weiterer, kleinerer Kranz hänge in der Sakramentskapelle.

Zum ersten Advent wird auch die Krippe mit der Verkündigungsszene aufgebaut. In den folgenden Wochen wird dort die Herbergssuche, die Geburt Jesu, die Anbetung der Weisen und die Flucht nach Ägypten gezeigt. Zu Weihnachten stehen neun, mit Lichterketten geschmückte Weihnachtsbäume im Dom; "Aufbau und Schmuck dauert etwa zwei bis drei Tage", verrät Deml. Zuständig seien die drei Domküster. Sie werden - etwa beim Aufstellen der Weihnachtskrippe und der Tannenbäume - vor allem durch die Gerüstbauer der Dombauhütte unterstützt.

Wurzel statt Adventskranz

"Relativ duster" ist es in der adventlichen Bußzeit in der Abteikirche von Maria Laach, sagt Reinhard Schmitt, Leiter der Gärtnerei des Benediktinerklosters. Statt eines Adventskranzes komme eine große Wurzel zum Einsatz - "ein Riesending, das wir in der Eifel ausgegraben haben". Die rund ein Meter hohe wie breite Wurzel werde "nur mit Naturmaterialien geschmückt - mit Tannengrün und erdfarbenen Kerzen". Zu Weihnachten wirke die romanische Kirche dann "heller und leuchtend". Dafür sorgen 16 große, dezent beleuchtete Tannenbäume, freundliche Weihnachtssterne am Ambo und die Krippenlandschaft.

Einziges Extra, das für weiteren Glanz sorgt - Naturmaterialien werden auch mal goldfarben angesprüht.

"Geistlicher Weg"

Der Advent sei ein "geistlicher Weg der Vorbereitung", betont Schwester Magdalena Morgenstern - nicht nur eine Frage der richtigen Deko. "Einfach nur hübsch ist zu wenig", erklärt die Generaloberin der Sießener Franziskanerinnen. Ihre Gemeinschaft bereite sich im Advent mit einem wöchentlichen Impuls auf die Geburt Jesu vor.

Dass es in einem Kloster mit 180 Frauen nicht ganz ohne adventlichen Schmuck geht, steht außer Frage. In den Gemeinschaftsräumen werde der "christlichen Symbolik die Vorfahrt gelassen" - mit Adventskränzen und ihrem "wachsenden Licht", Tannenzweigen vom Klostergelände, später der Krippe. "Früher kamen die Schwestern in Gemeinschaft zusammen, wenn am Baum die Kerzen entzündet wurden", erinnert sich die Ordensfrau mit ein wenig Wehmut. Heute gebe es aus Sicherheitsgründen elektrische Kerzen an den Weihnachtsbäumen, die oft den ganzen Tag brennen. Gerade in den barocken Gebäudeteilen müsse Rußbildung vermieden werden.

Privat frönen die Schwestern durchaus ihrem Dekorationstalent, verrät die Oberin. Jede habe ihren eigenen Fundus, oft mit eigener Krippe.

In einer "Adventswerkstatt" können sie sich zudem über zwei Wochen mit Tannengrün, Stechpalmen und Ähnlichem eindecken, "um sich ihr Zimmer schön zu gestalten". Die Gemeinschaft bekomme viel Adventsschmuck geschenkt, manche Läden spendierten ihre Restposten.

Elche eher nicht am Baum

Am Ende der Weihnachtszeit werde zudem von verdorrten Gestecken Dekomaterial wie Sterne, Zapfen, Kugeln und Ketten sorgsam abgepflückt. So manches "trendige" Utensil findet sich so im nächsten Advent im Zimmer einer Schwester wieder. "Und wenn sich eine Schwester einen Elch in ihr privates Zimmer hängen möchte, kann sie das auch machen."

Schwester Magdalenas liebster Schmuck ist das "Hummelkind", Jesus als Baby. Schließlich habe dessen Schöpferin, Schwester Innozentia Hummel, der Sießener Gemeinschaft angehört. "Das ist für uns die wichtigste Figur; in der Krippe und Refektur haben wir nur diese Figur - ohne Maria, Josef, Ochs und Esel." Auch in dem Büro der Oberin stehe "ein Hummelkind mit einem Zweig daneben". Zum Thema Deko hat die Ordensfrau eine klare Haltung: "Wir bereiten den Raum; das ist ein geistlicher Vollzug, der in der Gestaltung einen Ausdruck findet". Das sei weit mehr als Deko, "Elche machen da gar keinen Sinn".


Quelle:
KNA