Adveniat sorgt sich um Spenden für Partner in Lateinamerika

 (DR)

Corona dominiert dieses Jahr die Weihnachtsaktion des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Sie wird am Wochenende in fünf dezentralen Gottesdiensten im Bistum Würzburg bundesweit eröffnet. Im Mittelpunkt steht die Situation der Menschen auf dem Land. Während Adveniat nach Angaben von Hauptgeschäftsführer Michael Heinz rund 7,3 Millionen Euro in 427 Notprojekte in Ländern Lateinamerikas investiert hat, fürchtet das Hilfswerk gleichzeitig Einnahme-Ausfälle von bis zu 12 Millionen Euro bei der Kollekte in den Gottesdiensten durch die Corona-Beschränkungen. Dabei würden die Spenden gerade jetzt für die Unterstützung gebraucht.

Bischof Johannes Bahlmann aus dem brasilianischen Urwaldbistum Obidos sieht das Land und sein Gesundheitssystem schlecht auf eine zweite Welle der Pandemie vorbereitet. Deshalb sei es wichtig, auch mit Spenden aus Deutschland Medikamente und Material für die Kliniken zu beschaffen, sagte Bahlmann am Donnerstag bei einer virtuellen Pressekonferenz. Die Kirche versuche, das chronisch schlechte Gesundheitssystem in Amazonien mit eigenen Kliniken und Krankenhausschiffen zu verbessern. Zudem hätten bereits jetzt viele Tagelöhner durch die Pandemie ihre Arbeit verloren, so dass "viele von denen auch hungern".

Lange habe man am Amazonas geglaubt, die Region sei zu weit weg, um etwas mit Corona zu tun zu bekommen, berichtete der aus Niedersachsen stammende Franziskaner. Deshalb hätten sich viele Menschen nicht vorsichtig genug verhalten. Die Pandemie habe die soziale Kluft größer werden lassen, die Ärmsten hätten kaum eine Möglichkeit, vorzubeugen. "Wer in prekären Verhältnissen lebt, hat keine Chance auf Distanz und im Besonderen Hygienemaßnahmen." Bedroht seien vor allem indigene Völker, so der Bischof weiter. Allein in Brasilien hätten sich 28.000 Indigene infiziert, in seiner Region seien es 90 Prozent der Bevölkerungsgruppe gewesen.

Weiter verwies Bahlmann auf die sozialen und ökologischen Probleme, etwa durch meist vorsätzlich gelegte Waldbrände, illegale Abholzungen sowie das Eindringen von Goldsuchern. "Wenn man wie ich am Amazonas lebt, erlebt man täglich, wie die Zerstörung dieser Region voranschreitet. Damit verbunden ist eine weitergehende Zurückdrängung der indigenen Kulturen." Die brasilianische Regierung "sieht den Amazonas als Wirtschaftsraum, nicht als schützenswertes Gut", so der Bischof. Es sei die Pflicht der Kirche, an der Seite der Armen zu stehen. Obidos ist das Partnerbistum von Würzburg und doppelt so groß wie Portugal.

Würzburgs Bischof Franz Jung verwies darauf, dass die Folgen der Umweltzerstörung in Amazonien sich auf das Klima weltweit auswirkten. Papst Franziskus spreche nicht umsonst vom gemeinsamen Haus, für das alle Verantwortung trügen. Dies gelte "gerade im Bewusstsein, dass im Amazonas-Gebiet unsere Luft produziert wird und jeder gute Schluck Wasser im Letzten auch von dorther kommt". Die Konsequenzen blieben nicht lokal beschränkt. Mit der Aktion unter dem Motto "ÜberLeben auf dem Land" wolle man dies deutlich machen.

Adveniat-Hauptgeschäftsführer Heinz rief die Menschen dazu auf, das Hilfswerk auch jenseits der Kollekte zu unterstützen, etwa durch Überweisungen. Erfreulich sei, dass die Einnahmen durch Einzelspenden im laufenden Jahr um mehr als eine Million Euro gestiegen seien. (Von Christian Wölfel (KNA) / 26.11.2020)