Prozess gegen Bremer Pastor wegen Volksverhetzung eröffnet

Abwertende Aussagen auf YouTube

Gegen einen evangelischen Pastor aus Bremen startete am Freitag der Strafprozess wegen Volksverhetzung. Der Seelsorger habe sich auf YouTube abwertend gegen über Homosexuellen geäußert. 

Symbolbild Gerichtssaal / © Corgarashu (shutterstock)

Unter großem öffentlichen und medialen Interesse hat am Freitag vor dem Amtsgericht Bremen der Strafprozess gegen den evangelischen Pastor Olaf Latzel begonnen.

Der 53-jährige Seelsorger der Bremer Sankt-Martini-Gemeinde ist wegen Volksverhetzung angeklagt. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft. Wegen der Corona-Pandemie fand die Verhandlung im Bremer Konzerthaus "Die Glocke" statt.

Abwertende Aussagen zu Homosexuellen

Latzel betrat den Gerichtssaal mit einer Bibel in der Hand. Die Staatsanwaltschaft warf dem Theologen in ihrer Anklage vor, sich in einem Eheseminar abwertend über Gender geäußert und Homosexuelle als Verbrecher bezeichnet zu haben.

Eine Audio-Datei der Veranstaltung im Herbst 2019 soll Latzel auf der Internetplattform Youtube online gestellt haben. Aufgrund der ihm bekannten hohen Anzahl seiner Follower sei er sich der Reichweite seiner Äußerungen bewusst gewesen, so die Staatsanwaltschaft.

Angeklagter fühlt sich missverstanden

Latzel entschuldigte sich für seine Worte und erklärte, sie seien missverstanden worden. "Nie habe ich Menschen als Dreck bezeichnet." Er lehne zwar die homosexuelle Lebensweise auf Grundlage der Bibel ab, habe aber nichts gegen Homosexuelle. Mit dem Wort "Verbrecher" habe er "militante Aggressoren" gemeint, die ihn und seine Gemeinde immer wieder attackierten.

Die gut anderthalbstündige Aufnahme des Eheseminars wurde im Gerichtssaal im Rahmen der Beweisaufnahme abgespielt. Darin sagt Latzel unter anderem: "Der ganze Gender-Dreck ist ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist zutiefst teuflisch und satanisch." Und: "Überall laufen diese Verbrecher rum vom Christopher Street Day."

Unterstützer verteilten Flugblätter

Die Verteidigung bezeichnete das Verfahren als "unfair". Latzel habe keine Menschen beleidigt, sondern lediglich gesellschaftliche Strömungen kritisiert. Sie warf der Staatsanwaltschaft vor, die Öffentlichkeit gezielt falsch zu informieren, um Stimmung gegen den Pastor zu machen.

Zu dem Prozess erschienen zahlreiche Zuhörer. Vor dem Konzerthaus verteilten Unterstützer des Pastors Flugblätter. Das Amtsgericht hat zwei weitere Verhandlungstage am 25. und 30. November angesetzt.


Pastor Olaf Latzel sitzt vor Prozessbeginn im Gerichtssaal / © Sina Schuldt (dpa)
Pastor Olaf Latzel sitzt vor Prozessbeginn im Gerichtssaal / © Sina Schuldt ( dpa )
Quelle:
KNA