Abtprimas Notker Wolf: Papst will Konzil nicht rückgängig machen

"Nicht unflexibel"

Der weltweit ranghöchste Benediktinermönch, Abtprimas Notker Wolf, ist Befürchtungen entgegengetreten, Papst Benedikt XVI. wolle das Zweite Vatikanische Konzil aushöhlen. Schließlich sei Joseph Ratzinger damals ein entscheidender Berater gewesen, schreibt Wolf in einem Beitrag für die "Süddeutsche Zeitung". Das Anliegen des Papstes bestehe vielmehr darin, dieses Konzil nicht als Bruch mit der Traditionsgeschichte des Glaubens darzustellen, sondern es in diese Tradition stärker zu integrieren.

 (DR)

Wolf räumt aber ein, dass die Sorge um den Kurs des Papstes genährt worden sei, weil die Rücknahme der Exkommunikation für die vier Traditionalisten-Bischöfe zeitlich eng mit der Ernennung des umstrittenen Pfarrers Gerhard Wagner zum Weihbischof von Linz zusammenfiel. Es habe ausgesehen, als wolle man von oben eine Reform der österreichischen Kirche einleiten - und das nach all den Vorkommnissen unter Groer und Krenn. Im September 1995 legte der Wiener Kardinal Hans Hermann Groer (1919-2003) sein Amt nieder, nachdem ihm sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. Im Oktober 2004 gab der St. Pöltener Bischof Kurt Krenn wegen skandalöser Vorgänge in seinem Priesterseminar sein Amt auf. Nach den Worten Wolfs hat sich durch den möglicherweise von oben herbeigeführten Rückzug Wagners gezeigt, dass Benedikt XVI. nicht unflexibel sei. Dies habe der Papst auch bewiesen, als er den Rat für die Beziehungen zu den nicht-christlichen Religionen wieder eingesetzt habe.

Als «reines Wunschdenken» bewertet der Benediktiner-Abtprimas die Interpretation einiger Kurienleute, der Papst würde selber eigentlich den tridentinischen Ritus bevorzugen. Dafür gebe es nicht den geringsten Anhaltspunkt. Wenn dem Papst aber Missbräuche zu Ohren kämen, werde er sich natürlich sorgen, ob die durch das Konzil angestoßene liturgische Erneuerung ihr Ziel erreicht habe.

In Bezug auf die Diskussion um die Piusbruderschaft erinnert Wolf daran, dass die Rücknahme der Exkommunikation noch keine volle Einheit dieser Bischöfe und ihrer Gläubigen mit der Kirche Roms bedeute. «Bis dahin ist noch ein weiter Weg.» Gleichwohl sei festzuhalten, dass der Papst die pastorale Sorge um die Einheit der Kirche habe, auch wenn dies in Deutschland weniger verstanden werde. Dazu gehöre auch sein Bemühen um die Aufhebung des bestehenden Schismas der Piusbruderschaft.