Theologe kritisiert Entscheidungen des Papstes

Ablehnung von Amtsverzicht beschädigt Bischofsamt

Die Ablehnung von bischöflichen Rücktrittsangeboten durch den Papst "beschädigt" nach Ansicht des Kirchenhistorikers Jörg Seiler das Bischofsamt. So äußerte sich der Dekan der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Erfurt.

Papst Franziskus (Archiv) / © Angelo Carconi (dpa)
Papst Franziskus (Archiv) / © Angelo Carconi ( dpa )

"Angesichts der Opfer aller Formen von Missbrauch müsste der Papst ein vollmächtiges Wort sprechen und die angebotenen Rücktritte annehmen. Wenn der Papst nun nicht seine Vollmacht annimmt, sondern spiritualisierend die 'Hirtensorge' thematisiert, übt er diese eine Facette seines Amtes schlecht aus", schreibt Seiler in einem Beitrag des Fakultätsblogs.

Wo bleibt der Mut des Bischofs?

Wenn ein Erzbischof um Rücktritt bitte, so sei dies "ein starkes Zeichen der Selbstentmächtigung im nachholenden Respekt vor den Opfern, denen wenigstens durch einen Rücktritt ein Hauch von Würde zugerechnet wird oder zuzurechnen gewollt wird".

Mit Blick auf die Bitte des Papstes an den Hamburger Erzbischof Stefan Heße, weiter im Amt zu bleiben, schreibt Seiler: "Vielleicht dürfte ein Erzbischof auch einmal den Mut haben, dem Papst seine Zweifel an der Angemessenheit der päpstlichen Bitte zu übermitteln?"

Glaubwürdiges kirchenamtliches Handeln

Die Sendung des Erzbischofs sollte, zitiert der Dekan aus der vatikanischen Erklärung, sein: "Geist der Versöhnung", "Dienst an Gott" und "Dienst an den (s)einer Hirtensorge anvertrauten Gläubigen". Kirchenamtliches Handeln, so Seiler, sei aber nur dann glaubwürdig, wenn diese drei Sendungsaufträge aus der Perspektive von Opfern geistlichen und körperlichen Missbrauchs angenommen und übernommen würden.

"Nicht (nur) aus Respekt vor dem 'Willen des Papstes'. Kirche braucht diesen grundlegenden Perspektivwechsel."


Quelle:
KNA
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