"Abend der Barmherzigkeit" im Kölner Dom

Gedanken über Liebe

Zur Ruhe kommen mit Musik und Bildern des Weltraumteleskops Hubble - das bietet der heutige "Abend der Barmherzigkeit"  im Kölner Dom. Es gehe um Aussöhnung mit sich selbst und anderen, sagt Pfarrer Regamy vom Erzbistum Köln.

Marienstatue im Kölner Dom / © Kristina Kiauka (DR)
Marienstatue im Kölner Dom / © Kristina Kiauka ( DR )

domradio.de: Dieser Abend wird schon als heimliches Highlight der diesjährigen Domwallfahrt gehandelt. Was genau haben Sie sich da ausgedacht?

Pfarrer Regamy Thillainathan (Erzbistum Köln): Das Domkapitel ist vor einigen Wochen auf mich zugekommen und hat mit mir und meinen Mitarbeitern zusammen überlegt, wie wir nochmal diese wichtige Dimension der Barmherzigkeit in den Mittelpunkt stellen können - gerade in diesem außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Wir haben uns entschlossen, heute Abend zwischen 21 und 24 Uhr die Pforten des Domes zu öffnen und den Menschen die Möglichkeit zu geben, erst einmal zur Ruhe zu kommen, ein wenig über sich und die Beziehungen in ihrem Leben nachzudenken und auch darüber, wo vielleicht Aussöhnung in ihrem Leben notwendig ist.

Wir wollen aber auch die Möglichkeit schaffen, dass die Menschen mit diesen Gedanken und mit all dem, was sie in dieser Stunde bewegt, nicht allein gelassen werden, sondern, dass sie mit Domkapitularen aber auch mit vielen anderen Priestern aus dem Erzbistum ins Gespräch kommen können und auch das Sakrament der Versöhnung empfangen können.

domradio.de: Das heißt, heute Abend wird mehr passieren, als nur die Pforten aufzuschließen. Dahinter wird eine Menge geschehen.

Pfarrer Regamy: Damit die Menschen, die ankommen, auch die Möglichkeit haben, zur Ruhe zu kommen, bedarf es einer gewissen Hinführung. Die kann auf verschiedenen Ebenen geschehen. Wir haben uns entschieden, das audiovisuell zu gestalten: Wir haben vor dem Altar eine große Leinwand aufgebaut, wo wir die Originalaufnahmen des Weltraumteleskops Hubble zeigen werden. Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum hat uns die Aufnahmen großzügigerweise zur Verfügung gestellt. Sie werden großflächig projiziert. Dazu hat eine bekannte Komponistin - Dorothee Hahne aus Bonn - eine eigene Komposition geschrieben.

Man hat also die Möglichkeit, heute Abend die hohe Domkirche noch einmal ganz anders zu erleben; ein Stück weit den Himmel aufgehen zu sehen und mit diesen Bildern und der Musik zur Ruhe zu kommen. Den Grundgedanken dahinter haben wir im Psalm 8 gesehen, wo es heißt: "Herr, wie wunderbar sind Deine Werke" und "was ist der Mensch, dass Du an ihn denkst?". Und genau diese Frage soll als roter Faden heute durch diesen Abend führen.

domradio.de: Wir haben also beeindruckende Bilder und Musik. Und Sie warten dann auf die Menschen, die sprechen wollen oder gibt es auch einen vortragenden Teil?

Pfarrer Regamy: Nein, den gibt es nicht. Wir haben bewusst auf Worte verzichtet. Es gibt einen Flyer. Junge Studentinnen und Studenten werden am Eingang stehen und unsere Gäste willkommen heißen, ihnen kurze Hinweise geben. Unsere Einladung ist, sich vor diese Bilder zu setzen, die Musik zu hören und den Psalm 8 durchzulesen.

Wir haben auf Grundlage des Psalms einige Grundfragen gestellt. Die erste Frage ist: Kann ich erkennen, dass ich so, wie ich bin, gewollt und geliebt bin? Also es geht um die Selbstannahme und Selbstliebe, die Aussöhnung mit mir selbst. Ein zweiter Aspekt ist die Nächstenliebe: Erkenne ich in meinem Nächsten Gottes Gegenwart und lasse ihm die Würde zukommen, die er als Geschöpf und Kind Gottes besitzt? Also, kann ich ihn lieben wie mich selbst und wie Gott ihn liebt? Und die dritte Frage betrifft die Gottesliebe: Erkenne ich in meinem Leben die Handschrift Gottes? Spüre ich eine Sehnsucht nach Ihm in meinem Leben?

Ich persönlich finde, das man einen Zugang zu diesen Gedanken bekommen kann, wenn man Psalm 8 ernst nimmt und sich durch diese Bilder bewusst vor Auge führt, wie großartig diese Schöpfung Gottes ist.

Das Interview führte Daniel Hauser.


Pfr. Regamy Thillainathan (DR)
Pfr. Regamy Thillainathan / ( DR )
Quelle:
DR