Abdullah in Audienz bei Benedikt XVI. - Positive Resonanzen

Erstmals saudischer König beim Papst

Der saudische König Abdullah ist am Dienstag erstmals mit Papst Benedikt XVI. zu einem Gespräch im Vatikan zusammengetroffen. Es handelte sich um den ersten Besuch eines saudischen Monarchen und Hüters der heiligen Stätten Mekka und Medina bei einem katholischen Kirchenoberhaupt. Die italienische Presse bewertet den Besuch des saudischen Königs Abdullah im Vatikan positiv. Fast alle Blätter sprachen durchweg von einer "historischen Begegnung". Auch international ist das Echo positiv.

 (DR)

Im Tenor hoben sie vatikanische Forderungen nach mehr Freiheiten für die Christen in Saudi-Arabien hervor.

Die US-amerikanische "New York Times" wertet das Treffen als einen "eindeutigen Versuch, Schaden wieder gutzumachen", der durch den Regensburger Vortrag Papst Benedikt XVI. im September
2006 in den Beziehungen zur arabischen Welt entstanden sei. Die israelische Presse dagegen verzeichnete das erste Treffen eines saudischen Monarchen mit einem Papst nicht mit eigenen Beiträgen oder Kommentaren. Ähnlich wie in weiten Teilen der arabischen Welt wurden dort lediglich Meldungen internationaler Nachrichtenagenturen übernommen.

"Il Giornale" aus Mailand deutet den vatikanischen Gesprächsbeitrag als Forderung nach Toleranz gegenüber Christen in Saudi-Arabien und schreibt: "Es ist offensichtlich, dass Abdullah sich in einer heiklen Situation befindet: Die wachsende Protagonistenrolle des Iran schwächt Saudi-Arabien, das sich bedroht fühlt. Und die innere Situation in dem Land, wo seit Jahren der Fundamentalismus genährt wurde, droht explosiv zu werden. Daher muss der saudische Souverän Rückhalt finden, sich für Dialog und religiöse Toleranz offen zeigen."

"Kluge Wortwahl" des Vatikan
Der in Mailand erscheinende "Corriere della Sera" ordnete die Begegnung "in einer eher religiösen als politischen Sphäre" ein.

Der Vatikan-Korrespondent des Blattes lobte die "kluge Wortwahl", mit dem der Vatikan in seiner Erklärung auf die "völlige Unfreiheit" der Christen in Saudi-Arabien hingewiesen habe: "Es sieht aus wie ein Nachgeben, dabei - so erläutert man im Vatikan - ist es schon etwas, dass man diesen Wink anlässlich der Begegnung mit dem höchsten Exponenten des theokratischsten aller islamischen Staaten anbringen konnte - eines Landes, in dem es nicht einmal möglich ist, eine Privatkapelle zu bauen und in das man keine Bibel einführen darf."

Für die in Turin herausgegebene "La Stampa" zeigt der Besuch des saudischen Königs, "dass sich in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem Islam manches bewegt, wenigstens auf der Ebene der guten Absichten und Dialogversuche". Weiter heißt es: "Es mag paradox erscheinen, aber vielleicht hat die 'Regensburger Krise' auf islamischer Seite eine Suche nach Dialog in Gang gebracht."

Der jüngste Brief von 138 muslimischen 'Gelehrten' an christliche Oberhäupter sei im Vatikan auf große Wertschätzung gestoßen, so das Blatt. Dass die Unterzeichner aus 43 verschiedenen Ländern stammten, bezeuge eine wachsende Übereinstimmung, "einen Weg der Begegnung mit den Christen zu beschreiten".

"Die entgegengestreckte Hand ergreifen"
Der vatikanische "Osservatore Romano" wertete das Treffen als "Zeichen des Dialogs und der Zusammenarbeit". Unter den Themen der Begegnung rückt das Blatt besonders die Kooperation zwischen Christen, Muslimen und Juden für den Frieden in den Vordergrund.

Die katholische Tageszeitung "Avvenire" aus Mailand zog in ihrem Leitartikel zum Besuch des Königs das Fazit: "Jetzt liegt die Chance bei der Persönlichkeit des Königs und seiner bekannten Intelligenz, die ihm entgegengestreckte Hand zu ergreifen und auch historische Konsequenzen zu schaffen."