Familienberater gibt Tipps für eine gute Ehe

"Abbild der ewigen Liebe Gottes"

Was macht eine gute Ehe aus? Wie kommt man als Paar zusammen auch durch schweren Stunden? Dr. Burkhard Knipping aus dem Referat Erwachsenen- und Familienpastoral im Erzbistum Köln gibt Tipps, worauf es in der Ehe ankommt.

Ein Priester segnet Braut und Bräutigam während einer Hochzeit / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Priester segnet Braut und Bräutigam während einer Hochzeit / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Im Grunde muss man doch in der katholischen Ehevorbereitung erst mal klären und erklären, was ein Sakrament allgemein und speziell ein Ehesakrament ist. Das wissen die meisten Leute doch gar nicht mehr?!

Dr. Burkhard Knipping (Referat Erwachsenen- und Familienpastoral im Erzbistum Köln): Viele haben es schon gehört, aber sich darunter etwas vorstellen zu können und zu überlegen: Was bedeutet das für mein Leben und wie nehme ich das wahr? 

Dr. Burkhard Knipping hatte während der Pandemie besonders Paare im Blick, deren Hochzeit nicht stattgefunden hat / © Beatrice Tomasetti (DR)
Dr. Burkhard Knipping hatte während der Pandemie besonders Paare im Blick, deren Hochzeit nicht stattgefunden hat / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Wie lebe ich mit diesem Sakrament, beziehungsweise wie leben wir mit diesem Sakrament? Das müssen wir schon mit den Paaren besprechen. Das tun wir auch gern und wir setzen immer wieder an, indem wir sagen: "Die Liebe Gottes zu uns ist ungebrochen, ist immer für uns da. Und ihr könnt in eurer Beziehung, in eurer Ehe, wenn ihr das Sakrament geschlossen habt, ein Abbild dieser wirklich ewigen Liebe Gottes zu uns Menschen sein."

Das ist für viele schon ein Bild, dass sie sagen: "Oh, das, was zwischen uns herrscht, zeigt das, was Gott zu den Menschen sein will, nämlich Liebe." Das ist für viele wirklich eine ganz tolle Aufforderung, sodass sie sagen: "Das kann ich annehmen. Das werden wir als Paar so leben und wir werden uns immer wieder bemühen, das neu aufleben zu lassen, auch unsere Entscheidungen danach zu treffen."

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt denn der Glaube und die Kirche für eine katholische Ehe?

Knipping: Der Glaube dient der Hinführung zu einer bestimmten Sichtweise auf das Leben, das ein Geschenk von Gott ist und durch Liebe, durch ein Miteinander und vor allen Dingen durch das Füreinander leben kann. Das ist eine Sichtweise, die die Paare jeden Tag leben können.

Das nehmen sie an! In einem zweiten Schritt ist es dann toll, wenn sie eine Gemeinde finden um sich herum, in der sie sich einbringen können, die sie in dem Vorhaben unterstützt zu sagen: "Wir möchten als Paar auf ewig zusammen sein, weil wir uns das getraut haben, uns zu trauen." Das ist einfach klasse, wenn eine Gemeinde diese Unterstützung bietet.

DOMRADIO.DE: Die Ehe aus dem Glauben leben, sagen Sie. Und so heißt eben auch ein Kapitel in der Handreichung, die Sie jetzt neu herausgegeben haben. Was bedeutet das konkret?

Knipping: Dass sich in jeder Situation beide Partner gleichermaßen fragen: Was geschieht jetzt? Was verlangt die Liebe Gottes von uns in diesem Moment? Was verlangt unser beider Liebe in diesem Moment von uns? 

Das können Kleinigkeiten sein: Wie gehe ich mit den nervigen Schwiegereltern um? Entscheiden wir uns jetzt für dieses oder jenes? Vielleicht zu sagen: Heute Abend machen wir keinen Kinobesuch mit Freunden, sondern nehmen uns mal Zeit für uns beide. Gerade in der katholischen Kirche ist die Frage wichtig: Wie stehen wir beide zum Thema Familiengründung und Kindern?

DOMRADIO.DE: Sie thematisieren in der Broschüre auch die katechetischen Herausforderungen der Ehevorbereitung. Was ist, wenn da ein Paar sitzt, von dem man den Eindruck hat, es sucht für die Hochzeit einfach eine prima Location, aber das Paar hat eigentlich mit der katholischen Kirche recht wenig am Hut. Was machen Sie dann?

Knipping: Unser erstes Anliegen ist, sie nicht spüren zu lassen, dass wir skeptisch sind und uns selbst ganz schnell von dieser Skepsis wegzubringen. Damit meine ich die Referentinnen und Referenten eines Vorbereitungskurses oder auch Geistliche. 

Es bedeutet, die Arme auszubreiten und zu sagen: "Toll, dass ihr da seid. Wunderschön, dass ihr euch entschieden habt, kirchlich zu heiraten, und euch traut." Wenn man so offen auf die Paare zugeht, und ich habe mit über hundert Paaren pro Jahr solche Gespräche, kann man unheimlich viel Tiefes, Verstecktes, oftmals auch von den Paaren nicht Verbalisiertes an Religiosität spüren und merken. 

Man muss nur die Offenheit haben, es mit ihnen zu besprechen. Dann kommt da etwas und bezieht sich ganz selten nur auf die Location, das sich anhört wie: "Ja, die Kirche ist toll." Sie wählen ja bewusst eine Kirche, weil sie mit der Kirche nicht nur den großen Raum verbinden, sondern auch das Gotteshaus, und dass dort etwas ganz Besonderes, ja Heiliges, ist. 

Die meisten können auch aufgrund ihrer Vergangenheit anknüpfen. Viele sagen: "Ich war in der Jugend Messdiener. Das ist zwar alles lange her, aber jetzt ist es wieder da, und jetzt möchten wir wieder einen Schritt in die Kirche hineinwagen." Und da ist es wichtig zu sagen: "Prima, dass ihr kommt."

DOMRADIO.DE: Die Begleitung der Ehepaare, die hört ja nicht mit der Hochzeit auf. Das heißt, eine gute Begleitung geht dann noch weiter. Wird das in der neuen Handreichung auch thematisiert?

Knipping: Wir ermuntern die Gemeinden, die Paare darin zu unterstützen, sich ihnen anzubieten. Wir halten auch mit den Gemeinden, mit den Bildungswerken und den Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen viele Angebote für die Paare bereit, bei denen man am Wochenende Einkehrtage, Wanderexerzitien oder Glaubenskurse miteinander machen und sich immer wieder bestärken kann.

Für die Gemeinden ist das wichtig, weil unser Papst gesagt hat, dass die Eheleute auch eine Stärkung für die Gemeinden sind. Die Gemeinde kann wirklich eine tolle Stärkung für die Eheleute sein. Allein zu erfahren: Ja, es gibt auch andere Ehepaare, denen ihr Zusammenleben gelingt, ist ein unheimlicher Motivationsschub. 

Auch über eigene Problemchen oder Krisen hinweg immer wieder das Miteinander zu versuchen. Das kann ich toll erleben, wenn Mitchristinnen und -christen mir erzählen, wie es ihnen geht und mir so an der Seite stehen.

DOMRADIO.DE: Wer engagiert sich in den Gemeinden beim Thema Ehevorbereitung?

Knipping: Verantwortlich ist in erster Linie der leitende Pfarrer einer Pfarrei. Er sammelt, wenn es ihm gelingt, ein Team von verschiedenen Personen um sich herum. Meistens sind das Ehrenamtliche, die dann die sogenannten Vorbereitungskurse durchführen. 

Ehepartnerinnen und Ehepartner, die sich schon bewährt haben und die dann zum Teil als Paar oder jeweils als Paarteil mit einem anderen Partner und anderer Partnerin, die ebenfalls verheiratet ist, die Brautpaare und die künftigen Ehepaare einführen und vorbereiten. 

Das heißt, man blickt da auf das zukünftige Eheleben als Sakrament und wird auch in all diese alltäglichen Fallstricke eingeführt und hindurch begleitet.

DOMRADIO.DE: Ein Scheitern der Ehe, das ist in der katholischen Kirche eigentlich ausgeschlossen. Was ist aber, wenn es dann doch passiert?

Knipping: Es kann passieren, das ist tatsächlich ein Unglück. Keiner wünscht sich das oder will das. Alle Brautpaare, die man fragt, sagen: "Wir wollen uns ewig lieben". Das ist genau der richtige Ansatzpunkt. Wir bieten sozusagen proaktiv oder prophylaktisch an, dass sie durch Kommunikationskurse nicht erst in die große Katastrophe hineinschlittern, sondern durch eine gute Kommunikation als Paar miteinander sich davor bewahren. 

Oder wer wirklich in einer Krisensituation ist, bekommt in den Ehe-, Familien- und Lebensberatungstellen eine Hilfestellung. Trotzdem endet das manchmal mit einem Auseinandergehen. Das ist traurig. 

Aber da hört die Ehepastoral noch nicht auf, sondern wir bemühen uns, diejenigen, die sich voneinander getrennt haben, mit entsprechenden Angeboten für Getrennte oder insbesondere Alleinerziehende weiterhin zu begleiten und Kirche an ihrer Seite zu sein.

DOMRADIO.DE: Zum Abschluss noch: Verraten Sie uns ein kleines Rezept für eine gute, gelungene Ehe?

Knipping: Miteinander sprechen über Allgemeines, Alltägliches, gerne auch Belangloses und dadurch üben, wie man miteinander spricht, wenn es so richtig hart wird und die Meinungen aufeinanderprallen. 

Denn hat man vorher viel miteinander geredet oder auch miteinander getan, dann hilft das in so einer Krisensituation, routiniert miteinander zu sprechen. 

Ein anderer Punkt, denn ich gerne von Papst Franziskus aufgreife: Nicht vergessen, sich einen Gutenachtkuss zu geben! Nie vergessen, immer wieder zueinander zu sagen: "Ich liebe dich"!

Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz

Die Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz (Kommission XI) beschäftigt sich in erster Linie mit den pastoralen Konsequenzen des sakramentalen Verständnisses von Ehe. Dazu gehören die Fragen einer zeitgemäßen Ehevorbereitung ebenso wie die Frage der Begleitung von Ehepaaren und Familien als eine Verbindung im Glauben über die gesamte Dauer eines Ehelebens hinweg.

Eine Familie im Petersdom (KNA)
Eine Familie im Petersdom / ( KNA )


 

 

Quelle:
DR