Ab 2022 sollen keine männlichen Küken mehr getötet werden

 (DR)

Das Töten männlicher Eintagsküken soll in Deutschland zum Jahresende verboten werden. Mit einem am Mittwoch vom Kabinett auf den Weg gebrachten Gesetzentwurf soll die in der Legehennenproduktion übliche Praxis, männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen zu töten, weil ihre Aufzucht wirtschaftlich unrentabel ist, beendet werden.

"Diese unethische Praxis gehört dann der Vergangenheit an", sagte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU). Sie sprach von einem "bedeutenden Fortschritt für den Tierschutz". Weltweit sei Deutschland das erste Land, das so klar vorgehe. Kritiker, die bei der bisherigen Praxis auch von "Kükenschreddern" sprechen, forderten dagegen einen weitergehenden Systemwechsel.

Bis Ende 2021 sollen dem Entwurf zufolge marktreife Alternativen zur Geschlechtsbestimmung im Brut-Ei zur Verfügung stehen. Das Landwirtschaftsministerium hatte die Entwicklung dieser Verfahren nach eigenen Angaben mit mehreren Millionen Euro gefördert. Alle bereits verfügbaren Möglichkeiten zur Geschlechtsbestimmung im Ei setzten zwischen dem 9. und 14. Bebrütungstag an, hieß es. Es werde weiter geforscht, damit dies noch früher möglich werde. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass ab 2024 das Töten von Hühnerembryonen im Ei bereits nach dem 6. Bruttag verboten wird. Insgesamt wird ein Küken 21 Tage ausgebrütet.

Neben der Tötung von Hühnerembryonen im Ei existieren zwei weitere Möglichkeiten, das Töten der geschlüpften männlichen Küken zu umgehen: die Verwendung sogenannter Zweinutzungshühner, die - wenngleich weniger - so doch auch aus wirtschaftlicher Sicht ausreichend Fleisch und Eier liefern, oder alternativ die Aufzucht von sogenannten Bruderhähnen. Dabei wird das an sich unrentable Mästen der Hähne über höhere Preise der Eier der Legehennen mitfinanziert.

Kritik am Regierungsentwurf kam vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): "Statt männliche Küken zu töten, werden in Zukunft die Eier aussortiert. Das kann keine Lösung sein", sagte der Vorsitzende Olaf Bandt. "Wir brauchen den längst überfälligen Umbau der Tierhaltung - hin zu einem System, das keine Tiere aussortiert, weil sie scheinbar nutzlos sind." Nötig sei, konsequent auf Zweinutzungshühner zu setzen.

Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch, Martin Rücker. "Wer Tierschutz möchte, muss den tierquälerischen Irrsinn der Hochleistungshennen beenden", sagte er. "Wenn nur die grausame Praxis des Kükentötens in Deutschland beendet wird, ändert dies an dem unerträglichen Leid der Legehennen rein gar nichts." Auch die Aufzucht von Bruderhähnen bringe keinen entscheidenden Fortschritt. Auch Rücker sprach sich für Zweinutzungshühner aus.

Die Fraktionschefin der Linken im Bundestag, Amira Mohamed Ali, sagte, es gebe nur eine tierschutzgerechte Lösung. "Die männlichen Küken müssen aufgezogen werden und das mit anständigen Haltungsbedingungen." Das neue Gesetz verschiebe "das millionenfache Töten der männlichen Küken nur um wenige Tage vor das Schlüpfen, wenn die Tiere bereits Schmerz empfinden". (KNA/20.01.2021)