Dabei stehe er für die Unabhängigkeit der EZB, sagte Barroso im Krönungssaal des Aachener Rathauses, Barrose. Schon 2007 habe Trichet vor einer Finanzkrise gewarnt und etwa durch die einmalige Senkung des Leitzinses die nötigen Weichen gestellt, um die Schwächung des Euros aufzuhalten. Trichet selbst plädierte für stärkere wirtschaftliche Kontrollinstitutionen, die bei Euro-Krisenländern "konsequent durchgreifen".
Barroso sagte, wenn Stürme aufzögen, müsse man sich bewähren. Mit seinem Pragmatismus und Wagemut habe Trichet die einheitliche Währung sicher durch die Krise gelenkt. Dazu gehöre auch das Vertrauen in die Zukunft des Europäischen Idee. Angesichts des drohenden Absprungs einzelner EU-Krisenländer rief Barroso dazu auf, das Wir-Gefühl wieder zu stärken.
Trichet verwies auf die wirtschaftlichen Erfolge der offenen Märkte Europas. "Der Euro ist eine glaubwürdige Währung und so stark wie die D-Mark geworden", sagte er. Seit Einführung des Euros sei das Brutto-Inlandsprodukt pro Kopf in der EU auf den Stand der USA gewachsen.
Um die Wettbewerbsfähigkeit und Währungsstabilität Europas zu sichern, sei ein "Quantensprung zur Verbesserung des Gesetzgebungsverfahrens" nötig, forderte der französische Finanzexperte. Nur so könne verhindert werden, dass "einzelne Länder sich selbst und der EU schaden".
Trichet schlug ein Zwei-Stufen-Modell vor, dass Ländern in finanziellen Schwierigkeiten eine Unterstützung unter strikten Voraussetzungen zusichert. Diese müssten für die Mitgliedsstaaten überprüfbar sein, sagte der Chef der Europäischen Zentralbank. Bleibe der Erfolg aber aus, sollte die EU die Möglichkeit haben, über eine Institution direkt in das Wirtschaftsgeschehen des Landes einzugreifen. Als Beispiel nannte Trichet ein Finanzministerium Europas.
Der 68-jährige Trichet steht seit November 2003 an der Spitze der EZB, seine Amtszeit endet im Oktober. Er ist der 53. Träger des Karlspreises, einer der bedeutendsten europäischen Auszeichnungen. Sie wird seit 1950 verliehen und besteht aus einer Urkunde und einer Medaille. Über die Verleihung entscheidet ein unabhängiges Gremium Aachener Bürger.
Zu den früheren Preisträgern zählen Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008) und ihre Amtsvorgänger Konrad Adenauer (1954) und Helmut Kohl (1988, alle CDU), der frühere US-Präsident Bill Clinton (2000), der britische Premier Tony Blair (1999) sowie der spanische König Juan Carlos (1982). Einen "Außerordentlichen Karlspreis" erhielt 2004 Papst Johannes Paul II. Preisträger des vergangenen Jahres war der polnische Ministerpräsident Donald Tusk.
Aachener Karlspreis für EZB-Chef Trichet
"Hüter des Euros"
Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, ist am Donnerstag mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen ausgezeichnet worden. Der Präsident der EU-Kommission, José Manuel Barroso, würdigte Trichet in seiner Laudatio als "Hüter der Preisstabilität und Glaubwürdigkeit des Euros".
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